24.05.2004

TOUR DIARY – 22.05.04 | ROTTENBURG, Kapuziner Schenke, Kneipennacht

Die Kneipennacht in Villingen Schwenningen war abgesagt worden – somit sollte der Gig in Rottenburg der fünfte und letzte unserer kleinen Musiknacht-Tour sein. Neben Jojo, Nippel und Sédon waren mal wieder Carina, Gero, Manne und Jonne mit von der Partie. Judith war mit ihrem Daddy für ein paar Tage verreist und konnte deshalb nicht dabei sein.

Erstmals schafften wir es, unser komplettes Equipment und sechs Leute im Bus zu verstauen. Ging grad so. Der Bus war danach zwar tiefer gelegt, aber Busfahrer Jojo bugsierte unser Gefährt trotzdem zielsicher gen Rottenburg am Neckar. Die vorbeifahrenden Fußballer von Grün-Weiß-Tübingen kuckten zwar blöd – beließen es zu unserem Glück aber dabei… 🙂

Als wir durch die Gassen der Rottenburger Altstadt schipperten, spielte Jojo mal wieder sein so sehr geliebtes „Scheiße!“-Spiel. Ständig tippte er das Gaspedal an und lies unser Gefährt holpernd und krachend durch die Straßen sausen. Die zahlreichen Passanten staunten Bauklötze!! Vor allem dann, wenn die Businsassen die Fenster herunterkurbelten und kollektiv „Scheiße!!“ riefen… 🙂

Von Dr. Phil. Dipl. Kartenleser Manne geführt, fanden wir zielsicher zur „Kapuziner Schenke“. Als wir in die kleine Seitengasse, in der das „Kapuz“ ansässig war, einbogen, folgte zunächst allgemeines Gelächter: Wir mussten durch einen verratzten Torbogen fahren und fanden ein verwinkeltes, heruntergekommenes und riesiges Gebäude vor. Nahezu eine Festung. Sédon fand als erster die passenden Worte: „Ritterburg odr wa???“… 🙂

Wir parkten neben den Pferdekutschen, während ratternd die Zugbrücke heruntergelassen wurde. Neugierig betraten wir die Schenke. S’war sehr düster. Man sah kaum die Hand vor Augen. Eine Treppe führte hinab ins etwas hellere Kellergewölbe. Und siehe da – von wegen Ritterburg!! Das äußerst geräumige Kapuz glich viel mehr einem Dschungel: Überall hingen Schlingpflanzen an den Felsen! Aus den Wänden ragten Dinosaurierskelette und andere urzeitliche Fossilien! Wer schon mal im Europa Park in Rust war und dort das Dinosaurier-Dingsbums gefahren ist, der kann sich’s ungefähr vorstellen. War ein herrlicher Anblick!! Und wisst ihr, was noch viel herrlicher war?? Dass wir in diesem Ambiente spielen durften!!! 🙂

Nippel schüttelte dem Mann hinterm Tresen die Hand: „Hi. Wir sind die Band!“. Der Kerl namens Christus (!!!) erwies sich als Chef der Kapuziner Schenke und führte uns nicht ohne Stolz durch seine selbst gestaltete Höhle. Wir entschlossen uns dazu, am hinteren Ende des Kellers zu spielen. Das erschien uns sinnvoller, als im Nebenraum, welcher übrigens im Sternenhimmel-Design erstrahlte. Vom hinteren Ende des Kellers war man halbwegs gut zu sehen und auch die Klangverhältnisse waren dort besser als im Nebenraum. Außerdem befand sich am hinteren Ende des Kellers das größte Dinosaurierskelett. Wir konnten uns das Aufhängen unseres Banners also sparen…

Wir bauten auf und unterhielten uns nebenher mit „Kitzu“ (so wurde Christus von allen genannt). Von Anfang an erinnerte uns sein Geschwätz an Yannis Complicis (Hab keine Ahnung, ob man das so schreibt…) aus der Kult-Radiosendung „Nix verstehn in Athen“ von SWR3. Und siehe da: Kitzu war tatsächlich Grieche!! Was uns erst später auffiel: Auf der Eingangstür der Kapuziner Schenke prangten SWR3-Aufkleber mit der Aufschrift: „NIX VERSTEHN“… 🙂

Wir bauten also auf und checkten Sound. Klappte alles bestens. Wir speisten im Mc Donald’s und begaben uns Punkt 8 Uhr wieder zurück in die Dinosaurierhöhle. Zunächst warteten wir ne ganze Weile vergeblich auf Leute. „I glaub do kommt koi Sau!“, meinte Sédon und erntete zustimmendes Nicken vom Rest.

Als sich gegen 20.30 Uhr wider Erwarten doch einige in die Schenke verirrten, starteten wir unser Unplugged-Set. Kam schon erstaunlich gut an und erntete viel Applaus. Als wir nach einer kurzen Pause unsere CD live vorstellten, geschah das Unfassbare: Das Kapuz füllte sich bis auf den letzten Platz! Und die Leute in den ersten Reihen gingen ab wie Sau: Da wurde gepogt und gehüpft – einfach nur geil!! Einige sangen sogar mit. Bei unseren eigenen Songs! Und das in Rottenburg am Neckar!! Hammers!!! Die Singenden waren übrigens aus Nagold, wo wir vor Kurzem auch bei einer Kneipennacht gespielt hatten. Fleißige Gig Review-Leser erinnern sich vielleicht noch an eine gewisse Elen, die bei unserem Gig in Nagold kurzzeitig das Gesangsmikro übernommen hatte. Genau die war mir ihren Freundinnen und Freunden extra wegen uns nach Rottenburg gekommen! Wir freuten uns über die enorme Resonanz und zeigten uns spielerisch von unserer besten Seite. Es machte einfach unglaublich viel Spaß! Beim Zugaben-Teil holten wir erneut Elen auf die Bühne, was die ohnehin schon geile Stimmung nochmals anheizte! Gegen 1.00 Uhr war dann Schluss.

Wir unterhielten uns im Laufe der Nacht mit zahlreichen Leuten (vor allem mit den Nagoldern), während der hochzufriedene Kitzu von Zeit zu Zeit eine Tequillia -Runde schmiss. Nippel machte Bekanntschaft mit einer hübschen Blondine, ihres Zeichens PH-Studentin im letzten Semester. Sah aus wie 20, war zu Nippels Erstaunen aber 27. Naja, jedenfalls beobachtete Jojo später amüsiert, wie die angehende Grundschullehrerin von vier jungen Männern umworben wurde. Als wir grad alle draußen vor unserem Bandbus standen, zog sie Hand in Hand mit einem der vier Typen um die nächste Ecke. Okay, kurz vor dem Berufseinstieg darf man schon noch einmal die Sau rauslassen… 🙂

Kitzu, der im Anschluss an unseren Gig unsere „Strawberry Week“-CD in voller Dröhnung laufen ließ, zeigte sich äußerst gesprächig. Er gab sich kumpelhaft, legte einem des öfteren den Arm um die Schulter und redete über Gott und die Welt. Für ungläubiges Kopfschütteln sorgte seine Behauptung, dass „die scheiß Rottenburger“ mit insgesamt über 12.000 Euro bei ihm in der Kreide stünden. Nippel glaubte ihm zunächst nicht, bis Kitzu in seine Hemdtasche griff und ihm sämtliche Schuldscheine vor Augen führte. Zu hart! Der Rekordschuldner stand bei sage und schreibe 3.500 Euro!! Kitzu äußerte außerdem mehrmals Interesse an einem erneuten Gig von uns. Mal sehen was draus wird…

Mittlerweile hatte sich die Kapuziner Schenke halbwegs gelehrt. Wir verabschiedeten uns von der Belegschaft und starteten den Bandbus. War ein rundum gelungener Abend! Ein paar CDs verkauft, geile Stimmung, nette Leute, volles Haus usw… War mit Verlaub das beste Konzert unserer Keipen(nacht)tour!! Auch die Götter sind zufrieden: „Jawohl! Jawohl! Jawohl!“…

Wir begaben uns noch kurz auf die After-Show-Party der Kneipennacht, wo eine ordentliche Coverband spielte. Allerdings wurde die Band so dermaßen scheiße abgemischt, dass wir bald wieder gingen…

Bei der Heimfahrt schlief diesmal keiner: Die Partystimmung riss einfach nicht ab. Erst vor Sédons Haus schlief Manne, der im Laufe des Abends einiges gebechert hatte, auf Jojos Fahrersitz ein. Da er keine Anstalten machte, in absehbarer Zeit aufzustehen, zog in Jojo kurzerhand aus dem Bus: Kopfüber landete Manne im Kies. Beleidigt stieg er wieder ein und legte sich erneut auf den Fahrersitz. Kompromisslos zog Jojo ihn ein zweites Mal nach draußen. Allerdings war Mannes Aufprall nun um einiges unsanfter: Er schlug sich den Ellbogen blutig. Tja, selber Schuld! Ohne Anzeichen eines schlechten Gewissens kurvte Jojo mit seinen Insassen weiter…

In Saulgau angekommen verluden wir unser Zeug in den Stinnes. Blöde Arbeit! Jojo fuhr anschließend noch Carina nach K-Wald. Es wurde bereits wieder hell (war ja auch schon nach 5.00 Uhr). Und was fährt um diese unmögliche Zeit vor unserem Bandbus her?? Ist doch naheliegend: Exakt der gleiche Bus! Okay, er war deutlich neuer, hatte keine Rostflecken und bestimmt noch länger TÜV als unserer. Dafür hat unserer überdimensionale COLESLAW-Aufkleber an der Seite! Haha!! Hupend überholte Jojo den anderen gelben Sprinter und kurvte Carina nach Hause.

Dank euch war’s geil: Manne, Jonne, Gero, Carina, Kitzu & Belegschaft, Elen & die anderen Nagolder, CD-Verkäufer, Dinosaurier, „Scheiße!“, Thimo und Papa Mutschler.