10.01.2005

TOUR DIARY – 08.01.05 | UNTERSULMETINGEN, Sporthalle, Budenfest

Zugegeben: Als wir vor einigen Wochen das Angebot bekamen, auf einem „Budenfest“ zu spielen, da haben wir schon erst mal gestutzt. Das hörte sich stark nach einer Party in irgendeinem Loch an, wo alle stockbesoffen durch die Gegend fliegen und kein Interesse an Musik besteht. Als wir dann genauer nachfragten, hieß es, dass bei diesem Budenfest mehrere Buden zusammen in einer großen Sporthalle feiern würden. Anlass des Festes sollte das alljährliche Fußballturnier sein. Na also! Das hörte sich doch schon viel besser an! Wir sagten also zu…

Spätestens als wir erfuhren, dass unser Tontechniker Jürgen Roos mit von der Partie sein würde, verflog unsere anfängliche Skepsis und wir hatten roosige Aussichten. Wir trafen uns also am Stinnes und luden unsere Backline (Verstärker, Schlagzeug etc.) ein. Außer uns drei lustigen Musikanten war Jonne am Start. Als alles eingeladen war, merkten wir, dass das gar nicht alles war: Nippel hatte seinen Bass (!) und Jojo sein Handy daheim vergessen. Man machte also zwei kleine Abstecher zu den Häusern Michelberger und Schneiderhan. Im Anschluss düsten wir nach Dürmentingen, um unseren Soundmenschen Jürgen Roos abzuholen, der dort residiert. Mal wieder staunten wir über die riesigen Monsterhunde, die in seinem Garten durch die Büsche streiften! Mit Jürgen an Bord ging es dann so richtig roos… 🙂

Während Genosse Schneidezahn am Steuer saß, legte Genosse Nippel vom Beifahrersitz aus fetzige Musik auf. Die wurde jedoch zunehmend leiser gedreht, da man auch in der ersten Reihe die aberwitzigen Anekdoten mitbekommen wollte, die aus dem Munde von Genosse Roos strömten. An alle kindsköpfigen Männer: Habt ihr jemals einer Frau mit einer Spritzpistole auf die Möpse gespritzt?? Okay, es ist zwar unwahrscheinlich, aber nehmen wir jetzt einfach mal an, dass ihr das irgendwann in eurem langen Leben schon mal gemacht habt! Vermutlich war die Frau dann sauer oder hat zumindest gemault. Nicht so bei Genosse Roos! Sein „Opfer“ hatte damals grinsend gemeint: „Hey, du kannst mir auch ins Gesicht spritzen!!“ 🙂 🙂 🙂 Um bei euch jetzt keine falschen Hoffnungen zu wecken: Dieser Annäherungsversuch klappt mit Sicherheit nur in Ausnahmefällen! Der klassische Weg (beispielsweise mit einer roten Roose) sollte nach wie vor der beste sein, aber das nur am Rande…

Nach kurzweiliger Fahrt kamen wir in Untersulmetingen an. Das liegt übrigens unterhalb von Obersulmetingen und das liegt wiederum bei Laupheim. Hab ich das noch gar nicht gesagt? Tja, dann wisst ihr es halt jetzt! Ist ja eigentlich auch egal. Wir schossen über den Highway von Untersulmetingen und hielten nach der Sporthalle Ausschau. Roos: „Schbordhalla send generell lenks donda!“ Wir bogen juxhalber links ab und das war tatsächlich goldrichtig! Dieser Roos ist manchmal echt unheimlich… 🙂

Wir parkten unseren Bus und betraten die Sporthalle, wo uns schon die ersten Weizenbiermenschen entgegen schwankten. Wir sagten zu einigen Organisatoren „Hallo“ und schauten uns ausgiebig um. In der Halle fanden gerade die letzten Spiele des Fußballturniers statt. Dementsprechend war die Stimmung doba em Plus!! Sédon fühlte sich schon den ganzen Tag über nicht gut und ging deshalb an die frische Luft. Jojo mag keinen Fußball und hielt es daher auch nicht lange in der Halle aus. Selbst Jonne ging wieder. Einzig und allein Roos und Nippel schauten sich das Finale zwischen der Kerk-Bude und der Klotz-Bude an und wurden Augenzeugen von einem mitreißenden Kick. Schulz machte mit seinem 3:0 alles klar und sicherte der Klotz-Bude unter tosendem Applaus der Zuschauer den Pott!

Nach dem Turnier waren sofort einige Menschen am Start, die eine Bühne für uns in die Halle bauten. Und was für eine! Die hatte ca. 50 Quadrat-Meter!! Sogar mit Drum-Riser! Wenig später schleppten wir unsere Backline und Jürgen sein FOH an. Parallel dazu wurden eine PA-Analge und ein paar Scheinwerfer aufgebaut. Mittlerweile war auch Nippels Konstanzer Studienkollege Niklas am Start, der wie Jonne fleißig mit anpackte. Der Mensch, der hauptsächlich für den Aufbau der PA zuständig war, hieß übrigens Peter. Unser Roos schaute sich den Knaben an und verglich ihn optisch mit Andi Beierle – einem Volleyballer aus Bad Saulgau. Mit dem hatte Peter in der Tat frappierende Ähnlichkeit! Und wie hieß der Peter zum Nachnahmen?? Beuerle!! 🙂 Unglaublich, dieser Roos! Erst das mit der Sporthalle und jetzt auch noch das!!

Nachdem wir sorgfältig aufgebaut hatten, ging’s an den Soundcheck. Vor allem die Drums kamen richtig fett über die PA-Analge! Aber auch der Rest war dank Roos nicht von schlechten Eltern. Niklas zeigte sich sehr interessiert, was die Technik anbelangt und beäugte alles kritisch. Als der Sound passte, wurde noch unser Merch-Stand aufgebaut. Sogar unser neuer Banner prangte mittlerweile an der Hallenwand! Wir waren also besten gerüstet!!

Die Halle füllte sich nach und nach mit über 300 Leuten. Auf einer Leinwand wurde ein Video gezeigt, dass die Jungs von der Glauz-Bude gedreht hatten. Die Stimmung stieg, denn das Video war wirklich nicht zu verachten: Die Vertreter der Glauz-Bude schanzten in bester Jackass-Manier mit dem Snowboard über Bierbänke, flogen auf die Fresse, ließen sich von Autos über die Landstraßen ziehen und öffneten Bierflaschen mit Wecken! 🙂 War echt unterhaltsam! Es steckte auf jeden Fall viel „Arbeit“ hinter dem Video.

Im Anschluss fand die Siegerehrung vom Fußballturnier statt. Eine Bude nach der anderen schickte einen ihrer Vertreter nach vorne, der sich dort vom Moderator einen Pokal und eine Urkunde abholte. Als es an die vorderen Plätze ging, schnappten sich die Buden-Vertreter stets das Mikro, um einige Worte los zu werden. Dank dem guten Alkoholpegel einiger Redner, war das sehr unterhaltsam! Wir lachten uns mehrmals kaputt… 🙂

Gegen 22.30 war es dann für uns so weit: Die Halle wurde verdunkelt. Wir betraten die Bühne, holten uns das „Okay“ von Mischer Jürgen und rockten roos! Nach und nach kamen einige Leute vor die Bühne. Obwohl bereits vereinzelt das Tanzbein geschwungen wurde, war das Publikum während unserem ersten Set eher verhalten. Wie nicht anders erwartet, bestand an unseren eigenen Songs zunächst wenig Interesse. Eine Ausnahme bildeten natürlich die Nagolder, die mal wieder 2 Stunden gefahren waren, nur um uns zu sehen und zu hören! Ihr seid so unglaublich!! Gegen Ende des ersten Sets spielten wir einige bekannte Coversongs, was die Stimmung bei den Budenmanschen steigen lies…

Nach einer Pause von gut 20 Minuten, ging’s weiter. Jojo spielte bei einigen Songs seine Akustik-Klampfe, was ziemlich gut kam. Danach wurden wieder die schweren Geschütze aufgefahren und es ging härter weiter. Einmal flogen wir dermaßen aus einem Song raus, wie es uns seit unseren Anfangstagen nicht mehr passiert ist. Das war wirklich brachial! Jeder schaute den anderen an – und keiner wusste wie’s weitergeht! Naja, zum Glück ist das „nur“ hier passiert, denn die gut angetrunkenen Leute schienen kaum etwas bemerkt zu haben. Im Laufe des Gigs steigerte sich der Pegel und damit die Stimmung. Wir brachten wieder ein paar eigene Songs und auch die wurden jetzt angenommen.

Während wir rockten saßen Jonne und Niklas am Merch-Stand. Roos steuerte unseren Songs vom Mischpult aus geile Delay-Effekte bei. Es ist einfach ne tolle Sache, wenn man nen Mischer hat, der die Songs kennt und genau weiß, wann was gut kommt! Gegen Ende unsere Gigs gab es nach den Songs sogar massig Applaus, was ansonsten den ganzen Abend über Mangelware gewesen war. Jetzt, wo sie merkten, dass wir so langsam zum Schluss kamen, da klatschten sie auf einmal, diese Banausen! 🙂 Naja besser am Schluss, als gar nie. Wir sagten „Tschüss“ und verließen die Bühne. „Zugabe!“ rief das Publikum. Sédon spielte also ein Drum-Solo. Die Leute klatschten kräftig mit. Im Anschluss spielten wir noch zwei Zugaben. Danach war endgültig Schluss.

Wir spazierten durch die Halle und freuten uns über viel Lob von allen Seiten. Man unterhielt sich mit den Nagoldern, mit den Organisatoren, aber auch mit einigen anderen, die uns einfach so ansprachen. Ganz gemächlich wurde schließlich abgebaut. Als alles im Bus war, verabschiedeten wir uns von zig Leuten und fuhren los. Mit im Bus waren bei der Heimfahrt auch Nippels Studienkollege Niklas und seine Freundin Andrea. Nachdem wir noch im Mc Donald’s gegessen hatten, brachten wir die beiden nach Hause und hatten anschließend keine Ahnung, wo wir hinfahren mussten. Nippel fragte zwei Menschen, die zweisam in einer Bushaltestelle saßen. Die wollten nach Friedrichshafen! Und das mitten in der Nacht!! Wir nahmen sie mit nach Bad Saulgau. Die Fahrt war sehr ermüdend – jeder hatte mit dem Schlaf zu kämpfen.

In Bad Saulgau angekommen steuerte Jojo unseren Sprinter sicher zum Musikmarkt. Anschließend ging’s in den Stinnes, wo ausgeladen wurde. Wir trauten unseren Augen kaum, als plötzlich Thimo auf den Stinneshof fuhr! Wir hatten mittlerweile 4.30 Uhr!! Thimo kam aus Mengen, wo er im Club „Extreme“ am Mischpult gestanden war. Als alles im Bandraum war, verhockte man dort noch fast eine dreiviertel Stunde! Mal wieder war zu sehen, dass extreme Müdigkeit ähnliche Auswirkungen wie Alkohol hat: Wir unterhielten uns über dermaßen krankes Zeug, dass es schon fast nicht mehr normal war. Es ging ums lebendig Begraben und um König Mau Pings okkulten Zauberstab und so. Das muss jetzt keiner verstehen! Aber es ist ein guter Anlass, diesen Gig Review zu beenden! Also: Jonne und Thimo fuhren selber heim. Sédon brachte Jürgen zurück nach Dürmentingen. Jojo und Nippel brachten den Sprinter-Bus zurück zu den (an diesem Tag oft zitierten) Gebrüdern Heinzelmann. Um 6.00 Uhr waren dann so ungefähr alle im Bett.

Mir sagat Dankschee: An d’Glauza-Bude für’s Engagiera, an da Roos für’s Mischa, an da Jonne & da Niklas für’s Mercha, an da Peter & sein Kolleg für’s Aufbaua von da Technik, an d’Cris & da Lange & Co. für’s Komma, an dia nedde Kerle, dia d’Bühne aufgschdelld hond ond an älle Leid, die an eisra Musik indressierd warat!

Es ist ein Roos’ entsprungen
Aus einer Wurzel zart
Als uns die Alten sungen
Von Jürgen kam die Art

(Text: Mainz 1587/88 & Bad Saulgau 2005 / Melodie: Köln 1599)