06.12.2004

TOUR DIARY – 04.12.04 | SIGMARINGEN, SIG-Café, Kneipennacht

Hättet ihr gedacht, dass wir jemals mit einem Fahrzeug zu einer Kneipennacht fahren würden, das größer ist als die Kneipe? Nein?? Wir auch nicht. Aber an diesem Samstag wär’s fast soweit gewesen: Die Autovermietung Heinzelmann hatte uns eigentlich einen kleinen, kompakten Vito versprochen. Nur war der leider in der Werkstatt. Und da auch alle Sprinter weg waren, blieb lediglich noch ein Lkw übrig. Naja, zwar „nur“ ein Dreieinhalb-Tonner, aber immerhin ein Lkw! Der Laderaum war so enorm groß, dass unsere Anlage locker fünf oder sechs Mal reingepasst hätte. Locker! Sah richtig putzig aus, wie sie da so in der Ecke des Laderaums stand. 🙂 Wir versicherten uns mehrmals, dass wir nix vergessen hatten und düsten schließlich los. Da unser Lkw nur drei Sitzplätze hatte, musste Sédon mit Carina extra fahren. Echt scheiße, so ein Lkw! Riesiger Laderaum, aber nicht mal genügend Sitzplätze! Und das Kassettendeck ging auch nicht!! Heiland zack!!! Naja, nach Sigmaringen war’s Gott sei Dank nicht all zu weit…

In Sigmaringen angekommen suchten wir das „SIG-Café“ auf und machten dort sogleich Bekanntschaft mit Chef Marco und seiner Belegschaft – bestehend aus Christian sowie zwei hübschen Bedienungen. Das SIG-Café war zwar ziemlich klein – hatte aber eine Live-Bühne. Wir bauten auf und checkten Sound. Im Anschluss unterhielten wir uns ausgiebig mit Chef Marco. War ein ausgesprochen netter Kerl, was wir aufgrund seiner optischen Erscheinung nicht unbedingt erwartet hatten: Marco hatte ein Glatze und zudem recht eindeutige Tätowierungen (es stand zum Beispiel „SKIN“ auf seinen Handknöcheln). Das Gespräch mit ihm klärte jedoch auf: Er war früher mal in der rechten Szene zu Gange gewesen – allerdings nie gewalttätig. Wir glaubten ihm aufs Wort, denn Marco machte einen äußerst friedlichen Eindruck. Er erzählte uns allerlei Geschichten und brachte uns ein ums andere Mal zum Lachen: „Ich hab diese Kneipe jetzt seit zwei Jahren. Vorher war’s hier wirklich schlimm: Da bist du reingekommen, nikotingelbe Decke, orangene Wände und am Tresen saßen 500 Jahre Knast!“ 🙂 Nebenher versorgte uns Christian mit Jägermeister. Da konnten selbst Jojo und Sédon, die beide gefahren waren, nicht „Nein“ sagen. Sédon hätte besser nix getrunken: Wenige Minuten nach dem ersten Jägermeister, wurde sein Gesicht rot! Knallrot!! Feuerrot!!! Scheinbar eine allergische Reaktion oder so. So unglaublich das klingen mag – unser Sédon scheint keinen Jägermeister zu vertragen! 🙂 Nach einigen Minuten Entzug nahm sein Gesicht zum Glück wieder eine normale Farbe an…

Da wir vor unserem Auftritt noch reichlich Zeit hatten, beschlossen wir, unseren Kollegen von TWO SMOKE AND THE OTHER ONE einen kurzen Besuch abzustatten. Die Jungs aus der Göge sollten in einer Kneipe spielen, die nur wenige Meter vom SIG-Café entfernt war. Das ist immer so ein Dilemma bei den Kneipennächten: Man liest wieder und wieder dieselben Bandnamen in den Programmheften und würde sich furchtbar gerne mal die ein oder andere Combo anhören – hat aber leider keine Zeit, weil man selber spielen muss. Naja, dann muss halt ein kurzer Plausch vor dem Auftritt genügen: Die drei Jungs von TWO SMOKE AND THE OTHER ONE waren sehr sympathisch und freuten sich über unseren Besuch. Man unterhielt sich über Musik, über obachane Zeitgenossen, über vierjährige Schlagzeuger und übers Rauchen (siehe Bandname!)… 🙂

Zurück im SIG-Café freuten wir uns, dass St. Anger angereist war. Ansonsten lies die Besucherzahl noch stark zu wünschen übrig. Aber weil der St. Anger schon da war, begannen wir (und nur deswegen!) um viertel vor neun trotzdem mit unserem Unplugged-Set und schon füllte sich der Laden! Nach einer knappen Stunde war die Kneipe voll. Wir kamen bis zur ersten Pause ganz ordentlich an.

Als wir danach unsere eigenen Songs zum Besten gaben, war seitens des Publikums weniger Interesse da. Musikbanausen! Kommerzer!! 🙂 Naja, wir spielten trotzdem alle. Mittlerweile hatten wir auf der Bühne Gesellschaft bekommen: Ein ziemlich fertig aussehender Mann (vermutlich ein Obdachloser oder so) hatte an der Bühnenkante Platz genommen. Er holte eine Flasche Wodka und einen Tetrapack Orangensaft aus seinem Rucksack und fing an, sich in aller Seelenruhe zu betrinken. Wenig später mampfte er sogar Cocktail-Tomaten! 🙂 Immer wieder trommelte er kräftig mit. Er machte überhaupt keine Anstalten zu gehen. Einmal stand er kurz auf, torkelte durch die Gegend und setzte sich dann wieder hin. Und zwar direkt auf seinen frisch gefüllten Plastikbecher! 🙂 Naja, wir hatten echt nix gegen den Kerl, aber angesichts der Tatsache, dass Wodka-Orange unserem Equipment nicht gut tut, bat Nippel ihn, sich woanders hinzusetzen. Das tat er anstandslos.

Als wir gegen Schluss zunehmend Gassenhauer zum Besten gaben, stieg die Stimmung. Und wie!! Die Leute gingen plötzlich ab wie Sau! Wir spielten Zugabe um Zugabe und die Leute wollten uns nicht aufhören lassen. Irgendwann war dann aber trotzdem Schluss. Chef Marco meinte: „Jungs, jetzt spielt halt noch ein paar Songs! Ich zahl euch für jeden zehn Euro!“ Naja, das war ja nett gemeint, aber zum einen hatten wir keine Songs mehr und zum anderen mussten wir so langsam mal nach unserem Equipment schauen: Es war zwar ziemlich geil, aber die Leute waren teilweise enorm besoffen. Einige spazierten wie selbstverständlich über unsere Bühne und stellten überall ihre Getränke ab. Ein blonder Kerl, der uns sehr lobte, lehnte sich irgendwann gegen die Gitarren-Box. Jojos teures Marshall-Topteil kippte nach hinten, wo Gott sei Dank eine Fenstersims war! Das hätte teuer werden können! Mal wieder Glück gehabt! Nix passiert.

Wir verluden unsere Anlage und unser Equipment zurück in den Lkw und unterhielten uns anschließend mit allen möglichen Leuten. Einige Mädels überredeten uns schließlich, noch mit ins „Relativ“ zu kommen. In diesem Sigmaringer Club sollte die After-Show-Party dieser Kneipennacht stattfinden. Wir verabschiedeten uns von Chef Marco und seiner Belegschaft, die uns gleich wieder buchen wollten…

Während Sédon und Carina direkt nach Hause fuhren, machten Jojo, Nippel und St. Anger also einen Abstecher ins Relativ. Obwohl (unserer Meinung nach) großteils scheiß Musik lief, war’s noch richtig nett. Man blieb ne ganze Weile.

Gegen 3.00 Uhr gab’s ein Erdbeben! Jetzt ohne Scheiß!! Während Nippel sich zu der Zeit gerade auf der Tanzfläche oder auch an der Bar aufhielt, waren Jojo und St. Anger draußen. St. Anger war sofort klar, dass es sich bei der Eruption um ein Erdbeben handelte. Jojo nicht. Er war der festen Ansicht, sein Kreislauf hätte für einen Moment verrückt gespielt… 🙂

Irgendwann folgte das Übliche: Heimfahren, Scheiße labern, Ausladen, Bus zurückbringen, Schlafen, Träumen…

Dank euch war’s ein toller Abend: St. Anger, Carina, Chef Marco, Christian & Belegschaft, Eddie (der hat CDs und DVDs verkauft), Zwoi rauchat ond dr oine it, Jägermeister, Claudia und Anika.