24.03.2003

TOUR DIARY – 22.03.03 | BAD SAULGAU, Café Colibri ***UNPLUGGED***

Die Idee einmal einen ganzen Abend lang unplugged zu spielen, hatten wir schon länger. Da Judiths Mutter in Bad Saulgau ein Literaturcafé betreibt, packten wir die Gelegenheit quasi beim Schopfe (Metapher!). Wir setzten uns einfach selber ein Ultimatum (Warum klingt dieses Wort in der letzten Zeit bloß so scheiße??) und legten einen Termin fest – den 22. März 2003. Ohne lang über die Folgen nachzudenken, druckten wir sogleich fleißig Plakate und Flyer und brachten sie unters Volk.

Ca. 3 Wochen vor dem Auftritt trafen wir uns erstmals zu speziellen unplugged Proben, die zunächst alles andere als gut liefen: Mal war keine Anlage da, ein anderes Mal hatten wir keine Lust, dann war wieder keine Anlage da und irgendwann fand dann der Nippel im Stinnes eine defekte Glühbirne, die er mit Thimos Erlaubnis an einer Wand zerschmetterte. Wäre er sich über die Folgen dieser Tat im Klaren gewesen, hätte er die Birne wohl nicht zerstört: Binnen weniger Minuten warf jeder mit verschiedensten Utensilien um sich. Da zerbröselten Leuchtstoffröhren an Betonwänden, der zerbarsten Schranktüren und eine Überraschung (Wer nicht weiß was in COLESLAW-Kreisen eine „Überraschung“ ist, der möge den Gig Review von der „Bude“ lesen!!) folgte der nächsten. Gerade als Nippel einen alten Computermonitor in Kick-Box-Manier vom Schreibtisch beförderte, warf Thimo direkt neben ihm mit abgerissenen Schranktüren um sich. Letztere zersprangen beim Aufprall in viele kleine Bretter – eines davon traf den armen Nippel ziemlich unsanft am Kopf. Im ersten Moment lachte er, doch als er sich in die Haare griff und anschließend eine rote Hand hatte, war erst mal Schluss mit lustig. Naja, im Endeffekt war’s halb so schlimm: Man überlegte kurz, ob man Nippel ins Krankenhaus zum Nähen bringen soll, verwarf die Idee jedoch recht schnell wieder. Trotz Kopfschmerzen fuhr Nippel anschließend mit der ganzen Band ins E.D. nach Mengen. Geprobt wurde natürlich wieder nicht…

Die anfänglichen Nachlässigkeiten was das Proben anbetrifft, sollten sich bitter rächen: Plötzlich stand der Auftritt vor der Tür, den man dank zig verteilten Flyern bei Gott nicht mehr verschieben konnte. Uns blieb also nix anderes übrig, als mehrere Proben in einer Woche einzulegen, die teilweise über sechs Stunden dauerten. Doch – und das war das erfreuliche – kamen wir immerhin ziemlich schnell vorwärts. Das Umarrangieren der meisten Songs ging wie von selbst und so hatten wir binnen kurzer Zeit eine beachtliche Setlist von knapp 40 Songs beieinander. Selbst unsere „härteren“ Stücke wie „The thing about you“ oder Covers wie „Word up“ waren relativ rasch auf unplugged getrimmt. Das Streichquartett, welches bei drei Stücken mitspielen sollte, machte seine Sache ebenfalls gut, so dass letzten Endes eine Probe (allerdings ohne Sédon) genügte.

Dann war es endlich soweit: Der Kalender verkündete den 22. März und wir trafen uns um 14.00 Uhr im „Colibri“ zum Aufbauen. Dank zahlreicher Helfer schafften wir es rechtzeitig, das kleine Café für unsere Zwecke zu verunstalten. Jojo, der während dem Aufbau mit unserem Kassenmenschen Gero battelte, schlug wild mit seinen Armen fuchtelnd versehentlich gegen eine Lampe, die dann zwar heftig baumelte, erstaunlicherweise aber nicht zu Bruch ging. Erstaunlicherweise deshalb, weil einer der Gebrüder Mutschler wenige Minuten später dieselbe Lampe nur leicht berührte und diese dann krachend zu Boden fiel. Egal. Das Glück des Tüchtigen! Außerdem bringen Scherben sowieso Glück…

Obwohl auf unserem Flyer 20.30 Uhr stand, versammelten sich bereits eine gute Stunde vorher die ersten Besucher. Nein, die Zeit wurde an diesem Tag nicht umgestellt – da waren tatsächlich schon so früh Leute da!! Mischer Thimo, der mit dem Sound noch nicht zufrieden war, rief Mischer Heinz um Hilfe. Obwohl Heinz am Telefon sehr beschäftigt klang, ließ er uns nicht (bzw. ihn) hängen und war binnen einer halben Stunde im Colibri. Kurz vor 21.00 Uhr legte Judith los und spielte unser A-Team-Intro mit der Querflöte. Danach gab’s Komplikationen, weil irgendein Seckel den Strom auf der Bühne abgeschaltet hatte. Wir verdächtigen George W. Bush. Thimo stellte den Saft kurzerhand wieder an.

Als wir die ersten paar Stücke hinter uns hatten, trauten wir unseren Augen kaum: Das komplette Café Colibri (zugegeben: sonderlich groß ist es nicht) war vollgestopft mit Leuten! Doch damit nicht genug: Selbst vor der Tür drängten sich die Zuschauer. Jojo und Gero mussten an der Kasse nicht wenige abweisen. Das tut uns für die betreffenden Gäste natürlich leid. Andererseits: Geil! Das hatten wir im Leben nicht erwartet!! Unser erster Turn war spielerisch nicht der beste. Vor allem Jojo und Nippel beklagten sich über zu leisen Monitorsound. Unsere Mischer Heinz und Thimo versprachen stets Besserung und taten so, als würden sie etwas am Mischpult verstellen – später sollten wir erfahren, dass die Monitoranlage während dem gesamten Auftritt aus (!) war und uns die beiden Banausen die ganze Zeit belogen hatten…

Im zweiten Turn brachten wir unsere eigenen Stücke. Mit Freude nahmen wir zur Kenntnis, dass diese beim Publikum mittlerweile ebenfalls im Ohr zu sein scheinen und für massigen Applaus sorgen. Auch die neu eingeübten Stücke mit Judith kamen gut. Das Lied „Schrei nach Liebe“, das wir ein wenig auf Anti-Bush getrimmt hatten, war der klare Höhepunkt des Abends: So lautstark haben wir unser Publikum noch nie mitsingen (bzw. schreien) hören. Danke!!

Turn drei begann dezent mit zwei Gitarren und zwei Stimmen. Wenig später war auch das Streichquartett auf der Bühne und untermalte unser Geschrammel so blendend, dass es sich gar nicht mal mehr sooo schlecht anhörte. Da die Streicherinnen sehr eng beieinander saßen, mussten sie mehrmals den Vergleich mit auf der Stange sitzenden Hühnern über sich ergehen lassen. Gegen Ende des Konzerts stimmten wir unsere Klassiker an, die wir schon seit geraumer Zeit akustisch spielten. Nach John Denvers „Country Roads“ war Schluss. Ein Blick auf die Uhr sagte dreiviertel eins.

Übrigens: Allen, die jetzt denken: „Jetzt sind sie schon so arrogant, dass sie nicht mal mehr ne Zugabe spielen, wenn wir danach verlangen!“, sei gesagt: Wir haben sie gespielt! Allerdings erst nach 2 Stunden. Egal! Gespielt ist gespielt! Zu später Stunde – die Uhr sagte irgendwas um die drei – intonierten wir noch mit zahlreichen Sängern den Titelsong zur Zeichentrickserie „Biene Maja“. Nippel spielte die Klampfe und – das war das besondere – Strauß rülpste in die Breaks im Refrain stets das Wort „Maja“. Die meisten lachten Tränen und konnten sich gar nicht satt hören. Andere hingegen (zum Beispiel Judith) schüttelten nur ungläubig den Kopf. Irgendwann in den frühen Morgenstunden ging ein turbulenter und für COLESLAW sehr befriedigender Abend zu Ende. Wir hätten nie Gedacht, dass unser erstes, komplett in Eigenregie organisiertes Konzert, so viel Zuspruch erhalten könnte.

Wir danken: Thimo, Heinz, Familie Mutschler (Frau, Herr, Karin, Lenz, Hannes, Tillmann, Christiane), dem Streichquartett (Thomas, Caro, Katharina & Sabine), Werner Anger & dem anderen Herrn vom Stadtforum, Miche Hepp & der Schwäbischen Zeitung, Musikmarkt Müller, Kopie & Druck, Hausmeister Peter Wilke, Fribbe Reuter, Alban Beikircher, Dieter Braun, den Leuten hinter der Bar, nicht George W. Bush, Lars, unseren Sicherheitskräften Gero & Jojo, Strauß, Manne, Stefan, Bommel, Familie Drescher, Didi Laaser, den rund 160 Gästen im Colibri und den Leuten die rein wollten aber nicht konnten.

Wir spielten in folgender Besetzung:

COLESLAW:
Sédon: Schlagzeug, Perkussion
Judith: Querflöte, Gesang
Jojo: Akustik-Gitarre, Akustik-Bass, Gesang
Nippel: Akustik-Gitarre, Akustik-Bass, Gesang

STREICHQUARTETT:
Thomas Sali: Violine1
Katharina Hinger: Violine2
Carolin Borst: Bratsche
Sabine Binder: Cello

TECHNIK:
Thimo & Heinz: Sound
Strauß: Licht