20.06.2005

TOUR DIARY – 18.06.05 | MARKDORF, Lemon, Rock Explosion

COLESLAW PRESENTS

A LIVE PRODUCTION

STARRING SILVESTER SÉDON

ROMY SCHNEIDERHAN

JACK NIPPELSEN

PIERCE BROOSNAN

An diesem sonnigen Samstagnachmittag ging’s mit Roos und Sédon am Steuer in Richtung Bodensee nach Markdorf. Außer den üblichen vier Verdächtigen waren auch Thimo und Moni mit dabei. Roos glaubte mal wieder den Weg zu wissen – die göttliche Eingebung blieb an diesem Tag jedoch aus. Über ein paar Umwege kamen wir dennoch im Markdorfer Club Lemon an. War ein netter Laden. Zwar nicht sehr aufgeräumt, aber trotzdem nett. Wir begrüßten die Kollegen von SLIENT SCREAM und ein paar andere Menschen, die grad dabei standen. Nach unserem kurzen Soundcheck war es bereits nach 20.00 Uhr. Das Lemon öffnete seine Pforten.

Wir waren alle sehr hungrig und beschlossen daher in die Innenstadt zu fahren. Wegen unzureichender Ortskenntnis wartete Sédon mit seinem Auto, um Roos vorbei zu lassen. Roos wollte besonders knapp vorbei fahren. Wegen unzureichendem Augenmaß berührten sich die beiden Fahrzeuge. An der Roosschen Karosse knickte krachend der Rückspiegel ab… 🙂

Unterwegs zeigte sich mal wieder, wie klein die Welt manchmal ist: Als wir an einer Ampel standen, fuhr ein Auto neben uns auf die Abbiegespur. Jojo schaute rüber und wusste sofort, dass er den Fahrer kannte – allerdings nicht woher. Jojo drehte die Scheibe runter. Der Typ mit den langen Rastas ebenfalls. Jojo: „Hey, ich kenn dich!“ – Typ: „Ja, vom Damir!“ Da fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Es handelte sich um David – einen netten Kerl, den wir bei den Dreharbeiten zu unserer DVD „Exhausted“ in Stuttgart kennen gelernt hatten. 🙂 Bevor die Ampel auf Grün schaltete, konnte ihm Jojo gerade noch erklären, dass ein COLESLAW-Gig im Lemon anstand.

In der Innenstadt angekommen parkten wir unerlaubterweise auf dem Gehweg (Nippel: „D’Bandkass zahlt!“) und marschierten geradewegs in eine Döner-Bude. Wie in jeder Döner-Bude gab’s auch in dieser einen Fernseher. So konnten wir nicht nur essen und trinken, sondern bekamen auch mit, wie die Argentinier das 1:0 gegen Australien erzielten. Hierbei sei angemerkt, dass sich Jojo und Sédon nicht für Fußball interessieren. Überhaupt nicht! Kein bisschen!! Die könnten nicht mal ne Eckfahne vom Torpfosten unterscheiden! Daher interessierte es die beiden auch nicht, dass der Torschütze Diego Maradona hieß…

Wir speisten vorzüglich und freuten uns über den lustigen Türken, der uns freundlich bediente. Im Anschuss an das Mahl machten wir noch einen kleinen Abstecher in eine Eisdiele. Roos bestellte vier Kugeln und hatte damit ganz schön zu kämpfen. Wir setzten uns an einen Brunnen und schlotzten unser Eis. Als wir aufbrechen wollten, rasten gerade ein paar Proleten sauschnell in ihren Autos daher. Roos tat so, als würde er auf die Straße laufen. Einer der Proleten erschrak und stieg voll in die Eisen. Roos blieb dann aber doch auf dem Gehweg stehen und lachte ihn aus. 🙂 Wütend brauste der Prolet davon. Dem Roos gefiel das so gut, dass er das Spielchen an der nächsten Kreuzung wiederholte. Diesmal saß jedoch auch er im Auto… 🙂

Wir fuhren zurück zum Lemon. Während andere Leute sich ärgerten, freuten wir uns über die Tatsache, dass es dort keinen freien Parkplatz mehr gab. Wir parkten also ein Stückchen weiter weg am Straßenrand. Vor dem Lemon standen ein paar Leute rum. Ein besoffenes (oder auch bekifftes) Mädchen namens Anne laberte uns an. Im ersten Moment war sie uns lästig. Als wir jedoch bemerkten, dass die uns in ihrem Zustand praktisch alles glaubte, fanden wir zunehmend Spaß daran, sie auf den Arm zu nehmen (metaphorisch gemeint versteht sich). Dass Thimo sich als „Alfons“ vorstellte, war lediglich der Anfang. Später erzähle er ihr dann, wir würden so ne Art „Hardcore-Speed-Punk-Metal-Jazz“ (sinngemäß zitiert) spielen. 🙂 Sie war zwar zunächst skeptisch – ließ sich jedoch überzeugen, als wir alle bestätigend nickten. Nippel erklärte ihr später, dass die Bundesländer Baden Württemberg und Bayern aufgrund der beständigen CDU-Dominanz zu einem großen Bundesland zusammengefasst würden. 🙂 Auch das glaubte sie. Das Spielchen ging so lange weiter, bis sie schließlich nicht mehr mit uns redete…

So paradox das klingen mag, aber die Anne hat es tatsächlich geschafft, dass wir den kompletten Auftritt der ersten Band verpassten. Erst zum Gig von BUBBLEHEAD AND THE SPACEALCOHOLICS waren wir wieder im Club. Im Anschluss folgte SLIENT SCREAM. Trotz der schwierigen Soundverhältnisse im Lemon sagte uns der Gig zu. Vor allem Frontmann Freddy sowie Gastsängerin Elen wussten zu überzeugen. Vor der Bühne bildete sich ein ordentlicher Moshpit. Schätzungsweise waren insgesamt über 200 Leute im Club und davon pogten und hüpften ziemlich viele vor der Bühne.

Als wir um 0.30 Uhr einstöpselten, hatte sich der Club bereits deutlich gelichtet. Während Jürgen sich hinters Mischpult begab, fungierte Thimo als Backliner. Ein Backliner ist ein Mensch, der den Musikern auf der Bühne hilft, alles anzuschließen. Wir rockten los und freuten uns, dass die ca. 50 noch anwesenden Gäste vor der Bühne gut abgingen. Unter ihnen befand sich auch David! Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass auch einige Nagolder am Start waren. Mal wieder war es drückend heiß. Als vor der Bühne gerade kräftig gepogt wurde, machte ein langhaariger Typ einen Backflip. Allerdings landete er leider nicht auf den Füßen, sondern ausgerechnet auf seinem Gesicht! Sah schmerzhaft aus – war es wahrscheinlich auch. Jedenfalls rannte der Typ sofort nach draußen und ward nicht mehr gesehen. Jojo und Nippel versuchten sich von der Bühne aus nach seinem Zustand zu erkundigen. Viele Leute zuckten mit den Achseln. Keiner schien ihn zu kennen. Naja, hoffen wir mal, dass es nicht all zu schlimm war…

Kurz vor halb zwei beendeten wir unseren Gig und bedankten uns bei dem tanzfreudigen Publikum, bei Lemon-Chef Michael sowie bei SLIENT SCREAM, die uns diesen Gig ermöglicht hatten. Im Anschluss bauten wir ab. Thimo klebte währenddessen mit PU-Schaum Mauslöcher zu… 🙂

Als wir unsere paar Sachen in den Autos verstaut hatten, tranken wir noch ein Gseff und drehten dann eine Abschiedsrunde. Auf der Heimfahrt mussten wir einmal mitten auf der Landstraße anhalten, weil mehrere Leitpfosten quer auf der Fahrbahn lagen. Nippel stieg aus und räumte sie bei Seite. Im nächsten Kaff hatten wir auch schon des Übels Ursache: In einem Saal war a Baurafäschd. Hajo, so isch halt.

Mir sagat Dankschee: SLIENT SCREAM (vor allem Freddy), Thimo, Moni, Michael, David, und Anne.

„You should’ve never gone to Hollywood“
(SYSTEM OF A DOWN)