18.10.2004

TOUR DIARY – 16.10.04 | ÜBERLINGEN, Westbahnhof, Kneipennacht

Mal wieder war ne Kneipennacht angesagt. Im schönen Überlingen am Bodensee. Diesmal besorgten wir uns einen großen Mercedes Sprinter mit neun Sitzplätzen. Neben der Band waren Manne, General Jonne, Änsge und St. Anger mit von der Partie. Somit ging das Einladen ziemlich schnell und wir konnten los düsen. Aufgrund einer Straßensperrung fuhren wir großteils auf irgendwelchen Feldwegen. War allerdings kein Problem, denn Änsge kannte sich in der Gegend bestens aus: „Da hab ich früher immer Eis gekauft! Und da war ich auf der Grundschule!! Und da hinten…“ Die verbleibenden Businsassen gaben stets kräftig Applaus. 🙂

In Überlingen angekommen fragte Sédon nach dem Weg. Im Gegensatz zu Laupheim schaffte es eisan Done sogar, einen kompletten Satz zu bilden. 🙂 Nach kurzer Weiterfahrt fanden wir den „Westbahnhof“, eine mittelgroße Bahnhofskneipe. Wir machten Bekanntschaft mit dem coolen Chef Markus und seiner freundlichen Crew. Nachdem Busfahrer Jojo unseren Sprinter haargenau auf einen Parkplatz gezaubert hatte, verlud unsere siebenköpfige Terroreinheit das Equipment in den Westbahnhof. Chef Markus hatte am hinteren Ende seiner Kneipe sogar eine Bühne aufgebaut. Okay, die Bezeichnung „Bühne“ ist etwas hoch gegriffen. „Drum-Riser“ traf schon eher zu – soll heißen: es ging ziemlich eng zu!!

Während wir aufbauten, unterhielten wir uns mit dem charmanten Markus, der optimistisch meinte: „Jungs, heut Abend haben wir die meisten Leute!“ – Nippel: „Wieso??“ – Markus: „Weil ich gesehen hab, welche Kneipen sonst noch so mit machen!“ So weit so gut. Irgendwann meinte Markus dann: „Letzte Nacht ist hier in Überlingen übrigens eine Kneipe abgebrannt.“ Das fanden wir ja noch ganz witzig! Als er jedoch trocken fort fuhr: „Der Wirt ist mit abgebrannt“, da fanden wir’s dann weniger amüsant. Markus warf einen kurzen Blick ins Programmheft der Kneipennacht und meinte schließlich: „Die Kneipe wär eh nicht dabei gewesen.“

Wir checkten Sound und waren über den Hall im Westbahnhof erstaunt. Klang fast wie in einer Kirche. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Überlinger Nacht begaben wir uns zurück in den Westbahnhof und begannen pünktlich um halb neun mit unserem Unplugged-Set. Bereits nach wenigen Minuten füllte sich die Kneipe. Und zwar überwiegend mit Frauen! Speziell in den ersten Reihen standen fast ausschließlich Triangeln. Also Frauen halt. Mädels. Bei den Kneipennächten immer wieder nett zu beobachten ist folgendes: Ein Mädel betritt die Kneipe, stellt sich in eine der ersten Reihen und blättert entzückt im Programmheft. Und irgendwann stößt sie ihre Freundin mit dem Arm, zeigt erst ins Programmheft und dann auf uns!! Um was es dabei geht, ist uns natürlich ein Rätsel. Von „Wow, da sind sie!!!!!!“ bis hin zu „Schau mal, der spielt ein Tama Star Classic!“ ist alles möglich… 🙂

Unplugged kamen wir sehr gut an. Und das obwohl Jojo eine Saite riss und wir massiv mit dem Sound zu kämpfen hatten. In der Pause nach unserem ersten Set gab’s viel Lob und einige Extra-Wünsche: Ein paar Mädels (eine davon war angeblich Prinzessin!) vom Internat in Salem wollten unbedingt, dass wir nach unserem Gig noch in eine Disse kommen. „Broadway“ oder so ähnlich hieß der Laden. Als jedoch bekannt wurde, dass dort in erster Line Black und Hip Hop läuft, zog Manne ein schnelles, aber absolut korrektes Fazit: Desch obacha!!! Do gemmr it na! 🙂

Als wir nach der Pause unsere eigenen Songs zum besten gaben, ging das Publikumsinteresse wieder deutlich zurück. Musikbanausen!! Aber uns war’s egal und wir spielen trotzdem alle Songs. Bei den Covers wurde die Stimmung dann wieder besser. Und irgendwann kam eine riesige Menschenmasse in den Westbahnhof und krempelte von einer Sekunde auf die andere den halben Laden um: Vor der Bühne wurde plötzlich brachialer Pogo getanzt. So brachial, dass Chef Markus Angst um die Sicherheit seiner Gäste hatte und mehrmals versuchte, die Masse zu beruhigen. Nippel fing zweimal seinen umstürzenden Mikro-Ständer auf. Nicht nur Markus, sondern auch Jojo versuchte durch entsprechende Ansagen wieder ein wenig Ruhe in den Laden zu bringen. Als das endlich gelungen war, zeigte der äußerst gut gelaunte Markus, dass auch er es mit der Sicherheit nicht so genau nimmt: Mittels Spiritus setzte er mehrmals seinen meterlangen Tresen in Brand! Das sah absolut geil aus und beeindruckte mit Sicherheit nicht nur uns!!

Als wir am Schluss nochmals die Songs unserer CD vorstellten, blieb die Stimmung gut. Die Leute gingen ab wie Sau bis wir schließlich nach mehreren Zugaben zum Ende kamen. Chris an der Kasse verkaufte fleißig unsere CDs. Wir erfrischten uns draußen und bauten schließlich ab. Mal wieder dachten die meisten Leute gar nicht daran, endlich heim zu gehen und so war das Abbauen ziemlich mühsam. Immerhin hatten wir einige Helfer dabei, die trotz Promille tatkräftig mit an packten… 🙂

Zu guter Letzt verabschiedeten wir uns von der mal wieder sehr freundlichen Belegschaft und traten die Heimreise an. Erst im Bus wurde uns klar, wie besoffen unser Manne eigentlich war: Normalerweise lässt er die Tür beim Fahren zu. Und normalerweise wirft er nicht mit Weizengläsern. Obwohl alle müde waren, trug sein Verhalten zur allgemeinen Belustigung bei. Speziell sein Gelaber an Passanten war äußerst amüsant: „Wo geht’s zum Bodensee??“ 🙂

Euch gebührt Anerkennung: Jonne, Manne, St. Anger, Änsge, Feuerteufel Markus & seiner Belegschaft, CD-Verkäufer Chris, der Autovermietung Heinzelmann sowie dem KonzertX-Team.