22.11.2011

TOUR DIARY – 11.11.11 | CZ – LITOMYŠL, Music Club Kotelna

Was macht man am 11.11.11 um 11.11 Uhr? Man kann heiraten. Man kann eine Riedhutzel-Maske aufsetzen und durchdrehen. Oder man kann mit seiner Band in einen Bus steigen und in die Tschechische Republik fahren. Wir entschieden uns für letzteres.

Busfahrer (Mercher, Tourmanager, Dolmetscher) Holger bugsierte unser Gefährt zielsicher in seine Wahlheimat CZ und erzählte uns bei passender Gelegenheit verschiedene Dinge über „Land & Leute“. FOH-Mann Jürgen gab zwischendurch blöde Kommentare und Parodien der Gebrüder H. zum Besten. Wir stiegen mit ein. Die Fahrt war äußerst kurzweilig. An der tschechischen Grenze freuten wir uns über einen Lkw, auf dem „METAL SERVICE CENTRE“ stand und ärgerten uns über den schlechten Wechselkurs, den wir beim Umtauschen unserer Euros in tschechische Kronen bekamen.

In einem Prager Mc Donald’s Restaurant hatten wir uns mit den Jungs von KRUCIPÜSK verabredet. Da wir zu früh da waren, standen wir eine Weile im Freien herum und mussten über unseren frierenden Schlagzeuger lachen, der Mitte November OHNE Jacke nach CZ gereist war. „I hoiß Jäggle, i brauch kois“, ließ er uns wissen. Ah ja. 🙂

Als die Jungs von KRUCIPÜSK das Mc Donald’s betraten, mussten alle über den langen Bart von Frontmann Tomáš staunen. Alle bis auf Holger. Der hatte Tomáš im Laufe der letzten Monate mehrmals getroffen, so dass sich der Überraschungseffekt bei ihm in Grenzen hielt. Das erneute Zusammentreffen mit den Jungs war sehr herzlich. Mit Vorfreude düsten wir nach einem ausgiebigen Mittagessen weiter nach Litomyšl in den Music Club Kotelna. Tomáš lobte bereits im Vorfeld das offene und musikinteressierte Publikum. Er sollte Recht behalten.

Als wir gegen halb neun mit „Saving My Anger“ eröffneten, war der Laden bumsvoll. Ca. 300 Leute standen im Club – die meisten schauten interessiert zur Bühne. Nippel versuchte sich nach „Air To Breathe“ an einer tschechischen Begrüßung, die dank Lehrmeister Holger ganz passabel ausfiel. Im Laufe der Show war dann aber Englisch angesagt, was dazu führte, dass uns nicht wenige Leute für Amis oder Engländer hielten. 🙂

Dank zahlreichen Bandproben vor der Tour präsentierten wir uns bei unserer CZ-Premiere gut eingespielt und über weite Strecken souverän. Unsere CZ-Premiere brachte noch eine weitere Premiere mit sich: Bei „Exhausted“ schaffte es Sédon in fast 10 Jahren Bandgeschichte zum ersten Mal, bei einer Live-Show seine Snare Drum durchzuhauen. Jojo und Nippel drehten sich verdutzt um, als dem Snare Sound plötzlich der nötige „Wums“ fehlte. Holger kämpfte sich durch die Leute und hüpfte auf die Bühne, um Sédon zu helfen. Nach kurzem Umbau konnte es weiter gehen. Alles in allem ein klasse Konzert. Zumindest für uns. Wir glauben und hoffen, dass das tschechische Publikum das genau so sieht. Zumindest gab es im Anschluss viel Lob und Schulterklopfen, was einen im Ausland besonders freut. HIER übrigens ein kleiner Ausschnitt aus unserer Show.

Im Anschluss bretterten KRUCIPÜSK mit „Mamö“ los. Beeindruckend, die Jungs in ihrer Heimat zu sehen! Da stehen nicht (wie in Deutschland) 50 Leute vor der Bühne und glotzen erstaunt, nein, da gehen über 200 Leute volle Kanne ab und singen textsicher mit! Irre. Vor allem „Láska je kurva“ (zu Deutsch: „Die Liebe ist eine Hure“) ist in Tschechien ein Riesen-Hit. Tomáš hält einfach das Mikro ins Publikum und die Halle singt den Song von vorne bis hinten komplett durch. Geiler Scheiß.

Geil war auch die After-Show-Party nach den Shows. Um mal mit einem verbreiteten Klischee aufzuräumen: Bands feiern nach Konzerten eher selten. Auch für KRUCIPÜSK ist es der Normalfall, dass man nach der Show Equipment einlädt und dann losfährt. Nicht so in Litomyšl: Die Jungs und wir hatten ein Hotel direkt neben dem Club, so dass wir – mit Ausnahme von Jürgen und Richard (Bassist von KRUCIPÜSK) –  bis in die frühen Morgenstunden ausgiebig feierten. Besonders freuten wir uns über die Tatsache, dass wir auch außerhalb der KRUCIPÜSK-Jungs mit zahlreichen Tschechen (z.B. mit Jakub und der reizenden Nikola) ins Gespräch kamen. Zumindest die jüngeren Tschechen sprechen in der Regel Englisch. Nicht selten sogar etwas Deutsch. Und wenn man keine gemeinsame Sprache hat, geht’s auch irgendwie mit Händen und Füßen. Klasse Location, klasse Leute, klasse Party!

Als wir am nächsten „Morgen“ um 12.00 Uhr wie vereinbart am Club standen, war von KRUCIPÜSK zunächst keiner da. Dafür stellten Holger und Jojo fest, dass unsere Bustür die ganze Nacht (und den halben Tag) komplett offen gestanden war. Wir Helden! Liebe Gebrüder H.: Falls Sie hier mitlesen, möchten wir zu Ihrer Beruhigung darauf hinweisen, dass Ihrem Bus NIX passiert ist!

Da KRUCIPÜSK weiter auf sich warten ließen, spazierten wir in den nahe gelegenen Penny Markt und kauften diverse Dinge. Nippel erwarb einen Schokoladen-Čert. Das ist der tschechische Kollege vom Nikolaus. Nix Knecht Ruprecht. Čert heißt der Bursche. Zu Deutsch: Teufel.

Nachdem wir zurück am Club waren, standen dort die Jungs von KRUCIPÜSK und zeigten vorwurfsvoll auf die Uhr. Sofort brachen alle in Gelächter aus. Nur von Tomáš war noch nix zu sehen. Er hatte bis um 9.00 Uhr gefeiert und lag noch im Hotel. That’s Rock’n’Roll.

Für eine gelungene CZ-Premiere bedanken wir uns bei KRUCIPÜSK, der Belegschaft des Music Club Kotelna und dem offenherzigen Publikum.