10.04.2005

TOUR DIARY – 08.04.05 | TUTTLINGEN, Tarantel

Dieser Gig wurde uns relativ kurzfristig angeboten. Da wir noch nie in Tuttlingen gespielt hatten und der Mensch am Telefon cool drauf war, haben wir ohne zu zögern zugesagt.

An besagtem Freitagmittag fuhren wir also mit Nippels und Sédons Karossen am Hofe des Musikmarkt vor. Nachdem wir kurz dass neue PA-Lager bestaunt hatten, schnappten wir uns Kartoffeldruckstudent Jürgen Roos und los ging die Fahrt! Außer uns Vieren war auch Ocarina mit von der Partie. Die Reise nach Tuttlingen verlief gewohnt kurzweilig und auch den Jugendclub „Tarantel“ hatten wir relativ schnell gefunden – und das obwohl Jürgen den Stadtplan falsch herum gehalten hatte! 🙂

Wir parkten direkt vor der Einganstür und begaben uns nach drinnen. Dort wurden wir freundlichst von der Belegschaft begrüßt. War ein netter Laden. So ne Mischung aus Kneipe (großer Tresen) und Live-Club (große Tanzfläche). Jürgen platzierte sein Rack neben dem Mischpult und verständigte sich mit dem Haustechniker. Wir saßen derweil im Backstageraum und unterhielten uns mit den netten Jungs und der netten Kroatin von der Opener-Band TRIAL SHOT. Wenig später gab’s ein geiles Buffet, an dem man sich bedienen konnte: Würstchen oder wahlweise Maultaschen mit allen möglichen Salaten und Beilagen. Großes Lob an die Küche! Schließlich bauten wir noch unseren Merch-Stand samt Kleiderschrank auf. Der Kleiderschrank ist ein von Sédon geschreinertes Kunstwerk, indem unsere T-Shirts und Pullis aushängen. Schaut’s euch bei Gelegenheit mal an! Hechtsche Qualitätsarbeit!! 🙂

Als die Headliner-Band CRACK FAMILY aus Stuttgart angekommen war, war endlich auch die Backline am Start. Es wurde kurz soundgecheckt, was angesichts des kleinen Mischpults keinen großen Sinn machte. Wir beschränkten uns darauf, unsere Gesangsmikros anzutesten. Anschließend gesellten wir uns zu den Jungs von der CRACK FAMLY in den Backstageraum. Waren cool drauf, die Typen: Man schimpfte auf die GEMA, man fachsimpelte über Equipment und mal wieder warf man mit Sprüchen um sich, die nur im Zusammenhang witzig sind. Die lustige Unterhaltung wurde alle paar Minuten auf amüsante Weise unterbrochen: Jedes Mal, wenn jemand im Haus die Klospülung betätigte, dann hörte sich das im Backstageraum an, als stünde man vor den Niagarafällen: Unter tosenden Lärm rauschten die Exkremente diverser Hausbewohner durch ein Rohr, dass an der Wand des Backstageraums entlangführe! Kleiner Tipp an den Tarantel-Chef: Die Bands würden über diesen Schauspiel noch viel mehr lachen, wenn das betreffende Rohr durchsichtig wäre! 🙂

Gegen 20.30 Uhr legte TRIAL SHOT los. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Laden so gut wie voll. Die Stimmung war dementsprechend und unsere Vorfreude auf den anstehenden Gig steigerte sich zunehmend. Als die Jungs um Frontfrau Martina (sieht einfach geil aus, wenn Frauen Bass spielen und singen!) unter Applaus die Bühne verließen, bereiteten wir in Ruhe alles vor. Die Leute gönnten sich derweil eine Erfrischung und gingen nach draußen, wo Nippels Karre direkt vor der Tür stand. Was beim Ausladen Vorteile hat, kann später Unannehmlichkeiten mit sich bringen: Kurz vor dem Gig kam ein netter Kerl namens Claudius zu Nippel und hatte folgendes in der Hand: Rückspiegel, Block und Stift. 🙂 Es gibt halt doch noch ehrliche Leute, die es wenigstens zugeben, wenn sie was kaputt gemacht haben.

Kurz nach halb zehn legten wir los. Die Leute kamen wieder nach drinnen und die Stimmung stieg. Trotz der enormen Hitze machte es großen Spaß zu rocken, denn das Publikum war sehr interessiert. Vor allem in den ersten Reihen bewegte man sich kräftig zum Sound. Jürgen musste den Monitorsound fast gänzlich wegdrehen, so dass das das korrekte Singen ziemlich schwer war. Auch Sédon hatte mit dem fehlenden Montitorsound zu kämpfen. Aber, hey, sind wir mittlerweile nicht professionell? Wir ließen uns nix anmerken und rockten so gut es ging! 🙂 Das Publikum rockte mit uns! Auch die Jungs von der CRACK FAMILY standen vor der Bühne und fanden sichtlich Gefallen an unserem Sound. Wie schon eine Woche zuvor in Mengen war auch diesmal wieder die Cris aus Nagold angereist, um unserer Gurkenmucke zu lauschen. War ein ausgesprochen cooler Gig, der uns großen Spaß gemacht hat! Nach „Exhausted“ räumten wir die Bühne für die Kollegen.

Die begannen ihr Set mit einem sehr sperrigen und langatmigen Song, so dass die Leute nur langsam vor die Bühne kamen. Als danach jedoch eine rockige Funk-Nummer gebracht wurde, da kam das Publikum wieder zunehmend in Fahrt und rockte auch mit der CRACK FAMILY ab! Sehr eigenwillige Band, die wir äußerst geil fanden! Vor allem Bassist Boernie wusste mit seinem prägnanten Slapp-Spiel zu überzeugen. Sänger Thomas arbeitete mit hammergeilen Effekten in der Stimme – so was haben wir bislang noch nicht zu hören bekommen! Die Band zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie aus vier gänzlich verschiedenen Typen besteht. Wenn man seine Augen von links nach rechts (Gruß an Jürgen!) wandern lies, dann sah es auf einen Blick so aus, als würden Rob Tujillo, Billie Joe Armstrong und Dave Grohl zusammen musizieren. 🙂 Der Bandname CRACK FAMILY rührt laut Bassist Boernie daher, dass „wir alle aus zerrissenen Familien kommen“. Dementsprechend ging Frontmann Thomas textlich sehr sozialkritisch aber auch politisch zu Werke. Am ehesten ließe sich der Sound von der CRACK FAMILY noch mit RAGE AGAINST THE MACHINE vergleichen, wobei nicht nur gerappt, sondern auch gesungen wurde. Auf jeden Fall eine sehr geile Band, die wir nicht so schnell vergessen werden. Respekt!

Nach dem Gig der CRACK FAMILY saßen wir noch eine Weile an unserem Merch-Stand. Ocarina hatte dort während unseres Gigs Sachen verkauft. Vielen Dank dafür! Auch die Jungs von der CRACK FAMILY hatten noch ein paar CDs und Buttons dazugelegt, die wir natürlich auch versuchten zu verchecken. Irgendwann bauten wir unseren Stand ab. Jürgen schnappte sich die Kasse von der CRACK FAMILY. Er wollte sie zu den Jungs im Backstageraum bringen. Gerade, als er dort die Tür öffnen wollte, kam deren Drummer Stefan nach draußen und stieß mit Jürgen zusammen. Die Kasse fiel zu Boden und das ganze Geld Kleingeld rollte durch die Gegend. Stefan: „Entschuldigung, das wollte ich nicht!“ Jürgen zuckte nur mit den Achseln und ging mit den Worten: „Mir doch egal. Isch jo eier Geld!“ zurück zum Merch-Stand. 🙂

Als wir alles in unseren Karossen verstaut hatten, verabschiedeten wir uns vor der coolen Belegschaft und von der CRACK FAMILY und traten die Heimreise an. Während Jojo, Sédon und Carina nach Hause gingen, nächtigte Jürgen bei Nippel, da er am nächsten morgen wieder zu Alfons „Goht Klar“ Müller in den Musikmarkt musste.

Respekt an: Jürgen, Ocarina, die Belegschaft der Tarantel, den Koch oder die Köchin, die CRACK FAMILY, TRIAL SHOT und Claudius (falls er zahlt).