07.05.2012

TOUR DIARY – 05.05.12 | BAD SAULGAU, Werkstatt Meister Digel, 10 JAHRE COLESLAW

Es ist schwer, einen großartigen Rockabend in Worte zu fassen. Ich geb mein Bestes. Als wir morgens aufstanden, waren wir alles andere als gut gelaunt. Die Enttäuschung vom Vorabend war noch nicht vergessen. Wir trafen uns in der Werkstatt und bauten zunächst die Bühne auf, die Meister Digel und Nippel bereits am Vortag beim städtischen Bauhof abgeholt hatten. Im Anschluss kümmerten sich COLESLAW & Crew um die PA- und Lichtanlage, während Meister Digel & Crew die Bar einrichteten, die Kühlschränke bestückten und die Werkstatt dekorierten. Alles klappte ohne größere Probleme und ohne jeglichen Zeitdruck. Schon mal ein Anfang.

Als sich irgendwann die Herren KRUCIPÜSK per Sms mit „15 Minuten“ ankündigten, gingen wir nach draußen, um sie in Empfang zu nehmen. Nun ja, es waren (mal wieder) tschechische 15 Minuten, wie Holger augenverdrehend anmerkte. Einige Zeit später tauchte dann aber der schwarze Ford-Transit am Horizont auf. Horizont ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber durch die neue Bad Saulgauer Umgehungstraße, die direkt hinter Meister Digels Werkstatt in unser Heimatstädtchen mündet, sahen wir den Tschechen-Bus bereits von weitem kommen. Wir winkten wie blöd und fuchtelten wild in der Gegend herum, um den Tschechen die Werkstatt zu zeigen. „Wenn die uns verarschen wollen, setzen wir noch einen drauf“, dachten sich Tomáš und seiner Männer offenbar. Ohne auch nur mit Wimper zu zucken, rasten sie mit starr nach vorne gerichtetem Blick an uns vorbei. Was sind das nur für kaputte Typen?! Wir lachten Tränen. 😀 Derweil drehten sie mehrere Runden im Kreisverkehr und rauschten dann erneut an uns vorbei. Ihren Humor hatten die Jungs also (trotz des äußerst schlecht besuchten Illertissen-Konzerts) nicht verloren. Wenige Minuten später standen wir mit den Tschechen in der Werkstatt und stellten ihnen den Chef des Hauses vor.

Als wir nach erfolgreichem Soundcheck draußen in der Abendsonne saßen und das erste Bierchen zischten, stieg die Stimmung weiter. Großen Anteil daran hatte Dieter Schnack. Das ist ein alter Bekannter von Holger, der (JETZT KOMMT’S!) bei Holgers allererstem KRUCIPÜSK-Konzert mit dabei war! Muss Ewigkeiten her sein. Die beiden redeten angeregt über alte Zeiten. Da haben sich wohl zwei gefunden. Gemeinsamkeit: Reden beide strenges Zeug daher. Unterschied: Holger lacht viel, Dieter hält es mit LADY GAGA und verzieht keine Miene.

Als erste Band legten unsere Freunde von BACKUP7 los. Die Werkstatt begann sich zu füllen. Mit jedem Besucher, der hereinkam, stieg die Gewissheit, dass es kein allzu schlechter Abend werden konnte. Basser Gudze und seine Männer präsentierten vorwiegend Songs ihres aktuellen Albums „Attention“ wie zum Beispiel „The Mission“. Ihr bluesiger Rock kam sehr gut an. Bonsais grandiose Hello-Kitty-Gitarre sorgte für begeisterte Blicke. Vor allem bei den Damen. Noch mehr bei jungen Müttern mit weiblichem Nachwuchs. Bonsai erklärte nach der Show: „Die Gitarre gab’s im Musicland Albstadt und man sagte mir, sie würde mich 10 Jahre jünger machen. Hab das Ding sofort gekauft.“

Nach BACKUP7 machten wir uns bereit. Die Werkstatt war mittlerweile bumsvoll. Mit „Saving My Anger“ begannen wir unser Set und freuten uns, dass das Publikum bereits nach wenigen Minuten zur Bühnenkante aufgeschlossen hatte. Die Stimmung stieg. Mit jedem Takt wich unsere Anspannung großer Spielfreude. Wir waren (nach dem Vorabend-Fiasko) unglaublich erleichtert, dass unsere 10-Jahre-Jubiläumsshow auf so eine großartige Resonanz stieß. Jojo widmete „This Misery“ Meister Digel (sein Lieblingssong von COLESLAW). Nippel feuerte das Publikum mehrfach erfolgreich zum Klatschen an. Bei Sédon lief es umgekehrt. Er wurde von diversen Damen angefeuert. „Geiler Scheiß!“ 🙂

Wir präsentierten einige brandneue Songs und gegen Ende unseres Sets ein besonderes Schmankerl: Gut 8 Jahre nach unserer Trennung, die – das möchten wir an dieser Stelle nochmals betonen – im Guten vollzogen wurde, holten wir unsere ehemalige Sängerin JUDITH MUTSCHLER auf die Bühne, um mit ihr den APES-Klassiker „Quietly“ sowie „Not That Kind Of Girl“ von DIE HAPPY zu spielen. Das Publikum war begeistert! Um die Frage, die sich einige gestellt haben, zu beantworten: Ja, wir haben das vorher geprobt. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 0.30 Uhr. Allerdings hat bereits der ERSTE Durchlauf ohne Probleme geklappt. 🙂 Nach einem dicken Applaus für Judith präsentierten wir unseren letzten Song „Hell Breaks Loose“ – oder wie die Tschechen ihn seit einiger Zeit nennen: „Hexenschuss“. 🙂 Wir verbeugten uns vor dem Publikum (weit über 300 Leute!!), wollten von der Bühne gehen – und wurden mit lautstarken „Zugabe!“-Rufen nochmals zurückgeholt. Nach „Show For Me“ war endgültig Schluss. Aber nur für diesen Abend. Momentan spricht nichts gegen weitere 10 Jahre COLESLAW. Schaun mer mal.

Während wir schweißgebadet über unseren Gig sprachen, machten sich KRUCIPÜSK bereit. „We hope this crowd will compensate yesterday”, gaben wir den Jungs mit auf die Bühne. Basser Riche grinste und nickte uns gelassen zu. Profis.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Rübezahl persönlich, ging’s mit dem mächtigen „Mamö“ los, gefolgt von „Dědova víra“. Nachdem das Publikum sich an den gewaltigen Bart von Tomáš gewöhnt hatte, kam es zunehmend in Fahrt. 15 Minuten später hatten die Tschechen die Werkstatt gänzlich im Griff. Wir haben im vergangenen Herbst gesehen, was los ist, wenn Drummer Vojta und seine Kollegen in ihrer tschechischen Heimat auftreten und können euch sagen: Bad Saulgau, das war ganz nah dran!! Nicht ganz so textsicher (woher auch?) aber was den „Abgeh-Faktor“ anbelangt, kann es Bad Saulgau durchaus mit manch tschechischer Stadt aufnehmen! Hut ab!!

Zwischendurch betraten Jojo & Nippel die Bühne, um ein Geburtstagslied für KRUCIPÜSK-Gitarrist Jarmut anzustimmen und ihm einen Wurstkorb zu überreichen. Er freute sich sehr. Im Gegenzug nahmen wir mit Freude zur Kenntnis, dass die wortkargen Ansagen von Tomáš auch in Bad Saulgau sehr gut ankamen. „Thääääänk you, people. Next song… about… love“. Großartig! 🙂 Wir lachen seit Monaten drüber.

Am Ende einer Wahnsinns-Show forderte das Publikum auch von KRUCIPÜSK lautstark eine Zugabe. Die Jungs spielten „Jára“ und „Láska je kurva!“ („Die Liebe ist eine Hure!“). Diese Songs sind Standard-Zugaben. Was aber alles andere als Standard ist und selbst Holger in Tschechien noch NIE erlebt hat: Im Anschluss schrie das Publikum so lange, dass die Tschechen erneut zurück kamen und ein zweites Mal ihren Brecher „Druide!“ spielten. Die Werkstatt tobte.

Im Anschluss an die Shows war noch lange nicht Schluss. DJ ALEX MASUR legte zunächst einige Rockklassiker auf, was uns sehr gefiel, und ging dann in die House & Techno-Schiene über, was uns weniger zusagte. Aber jedem das Seine. Die Party dauerte jedenfalls bis in die frühen Morgenstunden. Wir feierten ausgelassen. Irgendwann gab es von Sédon und den Tschechen eine Drum & Perkussions-Zugabe. Dabei wurden neben dem Schlagzeug auch diverse Ölfässer eingesetzt… 🙂

MEISTER DIGEL sowie COLESLAW & Crew (Holger & Jürgen) sagen DANKE: Allen Auf- und Abbau-Helfern, den Leuten an der Bar und an der Kasse, Crispin am Licht, Dieter Poxleitner fürs Filmen, Miche Hepp für seine Berichterstattung, Toni, Alex, Oli und allen anderen Fotografen, dem städtischen Bauhof, dem MMBS und vor allem dem großartigen Publikum! Darüber hinaus danken wir KRUCIPÜSK, BACKUP7, DJ ALEX MASUR und JUDITH MUTSCHLER.

Was für eine Nacht!

Make It Last Forever.

Einen lesenswerten Nachbericht von Miche Hepp findet ihr HIER.