31.07.2005

TOUR DIARY – 29.07.05 | ALTHEIM, Altheimer Open Air

Am Anfang dieses Gig Reviews möchten wir uns zunächst einmal bedanken und zwar bei allen Leuten, die uns am 15.04.05 beim Shoot Out im Riedlinger Bollwerk unterstützt haben. Euch allein haben wir den Auftritt beim Altheimer Open Air zu verdanken!

Das Altheimer Open Air ist das größte und bekannteste Festival in unserer Umgebung. In den letzten Jahren waren wir dort regelmäßig als Zuschauer zugange – dass wir einmal selbst dort spielen durften, war etwas Besonderes für uns. Entsprechend groß war unsere Vorfreude, denn wir sollten in Altheim unter anderem die einstigen Crossover-Pioniere H-BLOCKX supporten!

In der Woche vor dem Open Air probten wir fleißig. Bei einer Probe warteten Jojo und Nippel (wie so oft) auf Sédon, der mal wieder nicht zum vereinbarten Zeitpunkt im Bandraum erschien. Als schließlich mit halbstündiger Verspätung sein Auto auf den Stinneshof kurvte, riss Jojo leicht wütend das Fenster auf, um Sédon anzumaulen. Auch Nippel stand genervt am Fenster. Sédon stieg aus, streckte die Arme in den Himmel und rief aus voller Kehle: „Wir spielen in Altheim!!!“ Das war intelligent gemacht, denn Jojos und Nippels Verärgerung war sofort wie weggeblasen… 🙂

Am Nachmittag des 29. Juli trafen wir uns voller Vorfreude bei Nippel und düsten in drei Autos los. Unterwegs stießen wir auf einen BMW, der mit 60 über die Landstraße tuckerte. Wir warteten kurz, bis dieser BMW hinter einem Traktor feststeckte und überholten dann im Dreierpack. 🙂 In Waldhausen holten wir unseren Mischer Jürgen sowie unseren Backliner Holger ab, die sofort für gute Stimmung sorgten.

In Altheim angekommen wurden wir freundlich von den Organisatoren empfangen. Überall hieß es „Hallo Coleslaw!“ Holger: „Das gibt’s ja nicht, jetzt werde sogar ich schon so begrüßt!“ – Nippel: „Na was hast du erwartet? Hallo DIE HAPPY oder was??“ 🙂 Wir bekamen unsere Backstage-Ausweise ausgehändigt und wurden von Organisator Dominik kurz übers Gelände geführt. Wie immer in Altheim war alles bestens hergerichtet. Neben dem Festivalgelände durften wir uns in diesem Jahr erstmals auch den Backstagebereich zu Gemüte führen: Hinter der Bühne stand der Nightliner (Reisebus) von den H-BLOCKX. Ein Weg führte von der Bühne bis ins Backstagezelt, wo für jede Band ein gut gefüllter Kühlschrank bereit stand. Wir fanden das total außergewöhnlich! Altrockstar Holger bremste unseren Enthusiasmus und erklärte uns, dass das ganz normal ist. Dann holte er sich gleich mal ein Bier aus dem Kühlschrank. Im Zelt machten wir Bekanntschaft mit den netten Kollegen von NEVERMIND und kamen sofort blendend aus.

Rechts vor der (für unsere Verhältnisse enorm großen) Bühne bauten wir unseren Merchandise-Stand auf. Nachdem unser Equipment ausgeladen war, stellten wir unsere Autos in einem abgetrennten Parkbereich ab. Der war eigentlich nur für die Bands gedacht und nirgends ausgeschildert. Trotzdem kamen auf einmal unsere Nagolder Hardcore-Fans Cris und Lange daher gefahren. Wir begrüßten sie freudig und nahmen sofort ihren weinroten Mercedes in Augenschein, der an den Fenstern mit Coleslaw-Fotos vollgeklebt war. Ihr seid unglaublich!!

Eigentlich war alles perfekt – abgesehen von den dunklen Wolken, die am Himmel aufzogen. Die sahen sehr nach Regen aus. Die Polizei kam extra auf dem Festivalgelände vorbei, um eine Unwetterwarnung auszusprechen! Auch H-BLOCKX-Frontmann Henning verzog das Gesicht, als er gegen 16.00 Uhr mit den Worten „Guten Morgen!“ aus dem Tourbus kam und gen Himmel blickte. Henning: „Was meint ihr? Hält das Wetter?“ – Jojo: „Sieht nicht gut aus. Grad war die Polizei da und hat ne Unwetterwarnung ausgesprochen.“ Naja, abwarten und Tee trinken…

Um 17.00 Uhr machten wir als einzige Band des Abends einen Soundcheck. Der Monitorsound war umwerfend gut – man hörte sich perfekt. Beruhigt legten wir die Instrumente nieder und vertrieben uns die Zeit im Backstagezelt. Dort unterhielt sich Holger angeregt mit den witzigen Franzosen von P.O.BOX. Wir unterschrieben derweil fleißig Plakate, die als Preise für ein Gewinnspiel gedacht waren. Natürlich unterschrieben darauf nicht nur wir, sondern auch alle anderen Bands – sonst wäre das Gewinnspiel nicht sehr reizvoll gewesen… 🙂

Um 18.00 Uhr war Einlass. Wir begaben uns nach draußen und begrüßten zahlreiche bekannte Gesichter. Jojos Bruder Stefan, Jonne und Gero nahmen am Merch-Stand platz. Wir freuten uns sehr auf unseren Gig, obwohl es immer mal wieder leicht tröpfelte. Um 19.00 Uhr machten wir uns spielbereit. Unser Backliner Holger hatte alles bestens hergerichtet: Für jeden von uns stand ein geöffnetes Mineralwasser bereit. Daneben lag ebenfalls für jeden ein Handtuch. 🙂

Jürgen begab sich zum FOH und lies unser Intro laufen. Wir betraten die Bühne und rockten los. Obwohl sich am Himmel dunkle Wolken türmten, sollte es während unseres gesamten Gigs trocken bleiben. Trotzdem waren wohl viele Leute wegen der unsicheren Wetterlage zu Hause geblieben. Gerade mal zwischen 200 und 300 Leute waren über das Gelände verstreut, als wir spielten. „Egal!“ dachten wir uns und zeigten uns von unserer besten Seite. Wir rockten was das Zeug hielt und konnten zumindest die meisten Anwesenden restlos überzeugen. Zwischen unseren Songs gab’s ordentlich Applaus. Die Nagolder schwangen wie immer kräftig das Tanzbein. Uns machte es großen Spaß auf der gigantischen Altheim-Bühne zu rocken! Wenn uns das vor ein paar Jahren einer erzählt hätte – wir hätten ihn für verrückt erklärt! Mit „This Misery“ beendeten wir unser knapp 45-minütiges Set, verließen hochzufrieden die Bühne und umarmten uns. Sédon: „Jungs, wir haben in Altheim gespielt!!“ 🙂

Im Anschluss an unseren Gig räumten wir unser Zeug (natürlich nur das, was von NEVERMIND nicht gebraucht wurde) von der Bühne und wünschten dem Trio aus Schlitz 🙂 viel Glück. Leider fing es jetzt zu regnen an und die Leute vor der Bühne waren nur schwer bei Stange zu halten. Trotzdem lauschten einige dem spaßigen Deutsch-Punk von NEVERMIND. Unter anderem wurde eine lustige Coverversion von „Emanuela“ (FETTES BROT) präsentiert.

Der Ska von P.O.BOX sagte uns weniger zu. Wir setzten uns daher an einen Tisch im Backstagezelt. Auf einmal kam H-BLOCKX-Frontmann Henning herein und gesellte sich zu uns. Nippels Kumpel Niklas staunte nicht schlecht, als er auf einmal mit einem echten Rockstar am Tisch saß und dieser gleich mal eine Zigarette schnorrte. 🙂 Da hatte man im Vorfeld alles mögliche über die H-BLOCKX gehört – sie seinen arrogant, unfreundlich und kompliziert – und auf einmal sitzt man mit ihrem Frontmann an einem Tisch und er ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich. Von Arroganz keine Spur! Henning war sehr freundlich und plauderte locker aus dem Nähkästchen. Nach ein paar Minuten meinte er: „Ich bin übrigens der Henning!“ – Jojo: „Das haben wir uns fast schon gedacht!“ 🙂 Jojo: „Ich weiß noch ganz genau, wie ich vor zehn Jahren „Little Girl“ auf meiner ersten Gitarre nachgespielt hab und dazu vor dem Spiegel posierte.“ Henning schaute etwas verdutzt und meinte: „Dabei sind die Griffe doch so einfach!“ Jaja, damals… Gitarrero Jojo, H-BLOCKX-Fan der ersten Stunde, nutzte natürlich daraufhin die Chance und stellte alle seine Fragen, die er schon immer mal loswerden wollte und das waren einige. Henning nahm sich aber alle Zeit der Welt, machte sich zwischendurch ein Bierchen auf und prostete uns zu. Auch die Vans Warped Tour in Amerika war ein Thema – 30 Städte in 31 Tagen. Damals waren unter anderem EMINIEM, BLINK 182, und ICE-T mit am Start, was selbst dem erfahren H-Block noch einen Glanz in die Augen zauberte. ICE-T, der immer ausschweifende Backstageparties feierte und auch nicht davor zurückschreckte, bei einer Wasserschlacht, seine „richtige“ Wumme zu ziehen und im Scherz mit tödlichen Schüssen zu drohen; morgens mit den PENNYWISE-Jungs grillen und viele solche Geschichten. Wir hörten gespannt zu und saßen mit aufgerissenen Mündern da, so weit aufgerissen, dass man den Nightliner der H-BLOCKX problemlos darin hätte parken können. 🙂

Auf die Frage, wie viele Konzerte die H-BLOCKX mittlerweile gespielt hatten, meinte Henning: „Heute ist unser 1000stes!“ – Nippel: „Jetzt echt? Oder habt ihr das bei den letzten 20 Gigs auch schon gesagt??“ – Henning (grinsend): „Naja, so ganz genau weiß ich’s nicht, aber wenn die Stimmung scheiße ist, dann kommt so eine Ansage immer gut!“ 🙂 Irgendwann suchte Nippels Kumpel Niklas nach einem Blatt Papier, um sich Autogramme zu holen. Nippel: „Ich besorg dir was zum Schreiben!“. Nippel ging also nach draußen und traf vor der Bühne Niklas’ Kumpel Daniel. Der fragte: „Wo ist der Niklas??“ Nippel: „Der ist Backstage und unterhält sich mit dem Henning von den H-BLOCKX.“ Daniel: „Echt? Hmm, vielleicht bringt er ihn ja dazu, in die SPD einzutreten!“ Lachend ging Nippel weiter zum Merch-Stand, wo er sich ein paar Flyer schnappte. Holger: „Mein Bier ist leer. Ich geh ins Backstagezelt.“ – Nippel: „Gib dem Niklas die Flyer. Der will Autogramme holen!“ – „Goht klar!“, entgegnete Holger und stapfte gen Backstagebereich. Im Zelt angekommen gab er Niklas die Flyer und holte sich ein neues Gseff. Niklas reichte Henning einen Flyer nach dem anderen. Henning: „Was soll ich schreiben?“ – Niklas: „Für Daniel“, „Für Robert“ usw… Stefan meinte grinsend: „Für Ebay!“ – Henning: „Das hab ich auch schon mal probiert – keiner wollte es haben!“ 🙂

Im Anschluss an P.O.BOX präsentierte BOPPIN’B fetzige Sascha-Songs in bester Elvis-Manier. Es war sehr unterhaltsam, den Jungs zuzuhören. Auch dem Publikum gefiel’s. BOPPIN’B spielte sehr lange. Während dem gesamten Gig regnete es nicht. Erst als gegen halb eins die H-BLOCKX die Bühne enterten, goss es wie aus Kübeln. Das tat der guten Stimmung allerdings keinen Abbruch. Mehrere tausend Leute waren mittlerweile auf dem Festivalgelände. Die H-BLOCKX präsentierten einen Hit nach dem anderen und wurden vom Publikum trotz Regen total abgefeiert. Fetter Sound, geile Bühnenpräsenz! Henning zum Publikum: „Wenn ihr nass werdet, dann tu ich das auch!“ Dann kippte er sich eine komplette Flasche Mineralwasser über den Kopf. 🙂 Irgendwann brachte er (wie angekündigt) seine Ansage: „Altheim, wir haben uns unser 1000stes Konzert extra für euch aufgehoben!“ und erntete wie erwartet tosenden Applaus. Wir saßen während dem Gig meistens an unserem Merch-Stand. Manne baute dort mit einer Plane ein Dach auf, so dass wir ein trockenes Plätzchen hatten. Manchmal gingen wir auch hinter die Bühne, um von dort aus den H-BLOCKX zuzuschauen. Mit dem Jonny Cash-Klassiker „Ring Of Fire“ beendeten sie ihren beeindruckenden Gig. Uns hat’s sehr gefallen! Fette Show!!

Das Gelände leerte sich durch den Regen ziemlich schnell. Überall war es matschig. Man musste beim Rumlaufen aufpassen, dass man nicht auf die Fresse flog. Wir blieben noch eine ganze Weile in Altheim und hatten großen Spaß! Irgendwann saßen wir alle wieder im Backstagezelt. Die Kollegen von NEVERMIND liefen dort stockbesoffen durch die Gegend und sorgten für gute Stimmung. Auch Holger war gut dabei. Er hat an diesem Abend auf beeindruckende Weise gezeigt, dass man auch mit über 30 noch das volle Programm eines 15-jährigen abspulen kann. Respekt!! 😉

Nach und nach fuhren dann auch die letzten nach Hause. Was für ein geiler Abend! So könnte es doch immer sein…

Jojo, Nippel, Sédon und Jürgen bedanken sich herzlich bei: Holger, Stefan, Jonne, Gero, Manne, Zimmi, dem Altheimer Open Air Team (Liese, Jürgen, Dominik, Max und vielen anderen…), dem Team von Audio Concept, NEVERMIND, P.O.BOX, H-BLOCKX (vor allem Henning), Spoiler-Hanne, Claudi, Raidi, Bauser, Cris & Lange, Harry & Anhang, Dr. Modula, Pasl, Vroni, St. Anger, Silva, Marco, Maxi, Niklas, Robert, Daniel, Carina, Moni und Alex.