07.12.2002

TOUR DIARY – 05.12.02 | BAD SAULGAU, Franziskaner, Nikolausparty

Obwohl im „Franziskaner“ für gewöhnlich nur Musiker mit Rang und Namen spielen, engagierte uns Franzis-Chef „Dangel-Hans“ für die alljährlich stattfindende Nikolausparty. Wir freuten uns natürlich darüber und da wir ihn nicht enttäuschen wollten, machten wir bereits im Vorfeld viel Werbung mit Flyern und Plakaten.

Am Nachmittag vor dem Auftritt checkte Nippel seine Ersatzsaiten. Beruhigt stellte er fest, dass er für die E-Gitarre einen kompletten Satz hatte und für die Akustik-Gitarre alle Saiten außer der G-Saite da waren. Trotzdem schrieb er Bandkollege Jojo, der zu diesem Zeitpunkt gerade in Diensten des KBZO unterwegs war, eine SMS und war leicht beunruhigt, als auch Jojo keine G-Saite hatte. Nippel überlegte kurz, ob er noch zum Musikmarkt fahren und eine kaufen soll – Jojos SMS („Es wird ja nicht grad die G-Saite reißen.“) hielt ihn jedoch davon ab. Ihr fragt euch sicher gerade, warum dieses an und für sich total unwichtige Geschwafel hier steht. Später mehr dazu…

Abends trafen wir uns zum Aufbauen. Wie immer bei Regenwetter nutzte Sédon die feuchte Pflasterstraße neben dem Stadtforum, um mit seinem Opel mittels Handbremse eine saubere 180-Grad-Drehung hinzulegen. Mitfahrer Nippel freute sich.

Mit kleiner Verspätung traf Heinz ein, der uns nach längerer Pause an diesem Abend mal wieder abmischen sollte. Dank unseren Helfern Gero und Jojo Mett stand die Anlage relativ schnell, obwohl sich Nippel und Jojo heimlich zur Döner-Bude schlichen.

Die Wartezeit zwischen Soundcheck und Auftritt verkürzten die Band, Thimo, Heinz und andere damit, sich mehr oder weniger geschmackvolle Witze zu erzählen. Einmal mehr hatte vor allem Mischer Heinz die größten Hämmer auf Lager. Jojo Mett und Gero kassierten derweilen von jedem Gast artig 3 Euro und langsam füllte sich das Franzis. Einmal fragte eine Frau mittleren Alters nach „Kurgästerabatt“, was bei Jojo Mett Gelächter auslöste. Wir sind bestimmt nicht geizig, aber wir finden, dass die Kurgäste in Bad Saulgau wirklich schon genug in den Arsch geschoben bekommen. Sei’s drum: Der hundertste Gast zahlte nur 2 Euro – ein mehr als nur großzügiges Geschenk!!

Gegen 21.00 Uhr erklang unser Akustik-Programm. Den Leuten schien es zu gefallen und alles lief perfekt, bis… ja, bis auf einmal mitten im Lied eine Saite an Jojos Klampfe riss. Sowohl er selber als auch Nippel grinsten zunächst. Als sie dann aber einen genaueren Blick auf die Gitarre warfen, konnten sie nur noch ungläubig den Kopf schütteln: Als hätte sie’s gewusst, war es ausgerechnet die G-Saite, die sich dazu entschieden hatte den Löffel zu werfen!! Das Lied wurde fertig gespielt, wobei Jojo danach seine verbleibenden fünf Saiten nachstimmen musste. Nach kurzer Erklärung dieses blöden Missgeschicks und einem Überbrückungswitz, der später für Diskussionen sorgen sollte, ging’s mit elf Saiten weiter. Wenige Songs später riss – wiederum an Jojos Instrument – auch noch die E-Saite. Lachend stellte er die Gitarre ins Eck, schnappte sich die von Nippel, während dieser mit dem Bass vorlieb nehmen musste. So ging unser turbulenter erster Turn zu Ende. Sédon maulte danach: „Ihr Seckel! Ich hab euch doch gesagt, dass ihr noch zum Müller fahren und Saiten kaufen sollt!!“ Wie recht er doch hatte…

Nach der Pause ging’s rockiger weiter: Die Akustik-Gitarre wich der E-Gitarre. Dank Mischer Heinz hatten wir vorzüglichen Monitorsound auf der Bühne, sprich: Wir hörten uns beim Spielen gut. Da sich viele ältere Gäste unter den Zuhörern befanden (am nächsten Tag war schließlich Schule), spielten wir etwas dezenter und ließen unser Brachialstück „No association“ von SILVERCHAIR weg. Die Atmosphäre war typisch für’s Franzis: Schön gemütlich und streng nach dem Motto: „Ja nicht zu viel bewegen“. Trotzdem war es erfreulich, dass sich viele der zum Teil sitzenden Gäste zumindest keinen Zwang antaten, mit dem Kopf zu nicken, rhythmisch zu wippen oder manchmal sogar mitzusingen.

Leider fehlte beim dritten Turn unsere Sängerin Judith, die bei diesem Auftritt nicht schon wieder die Schule schwänzen wollte und sich mit Frankfurt am Main begnügen musste. Na ja, immerhin gibt’s dort auch eine Band namens COLESLAW. Ohne weibliche Verstärkung spielten wir bis kurz nach Mitternacht weiter. Nach einer vom Publikum geforderten Zugabe war Schluss.

Jojo und Nippel waren mit ihrem Spiel im Großen und Ganzen zufrieden (was nicht oft vorkommt), aber Schlagzeuger Sédon klagte über einen „lahmen rechten Fuß“, der angeblich für unrhythmische Schläge der Bass-Drum gesorgt hatte. Schätzungsweise dürfte dies kaum einem Zuhörer aufgefallen sein. Alles in allem einer unserer besseren Auftritte, der tierisch viel Spaß gemacht hat!

Bedanken wollen wir uns bei Dangel-Hans, dass wir als junge, relativ unbekannte Band, in seiner Kneipe spielen durften, beim besten Mischer der Welt Heinz für seine perfekte aber preiswerte Arbeit, seine geile Anlage und seinen Humor („Machat koi so a Sauerei!!“), bei Gero & Jojo Mett für’s Equipment schleppen und für’s Kassieren, bei Michael Hepp von „Szene regional“ für die gelungene Berichterstattung im Vorfeld und natürlich bei allen Zuhörern!!