07.05.2007

TOUR DIARY – 05.05.07 | FREIBURG, Keller 264

In Freiburg hatten wir noch nie gespielt. Folglich freuten wir uns sehr über das Angebot von den LAZURIGHT-Jungs, sie bei ihrem Gig im Keller 264 zu supporten. Mit Jojo am Steuer düsten wir in einem Fahrzeug zielstrebig ins Breisgau. Mit von der Partie waren Moni und Carina. Nicht dabei war unser Mischer Jürgen.

Die lange Fahrt war ausgesprochen kurzweilig. Lediglich für Sédon muss sie eine Ewigkeit gedauert haben. Er kämpfte mal wieder gegen seine Reiseübelkeit. Schon ein komischer Typ, unser Drummer: Einerseits in der Mainacht ohne mit der Wimper zu zucken 10 Halbe in sich reinschütten und andererseits bei langen Autofahrten abkacken. Kreidebleich öffnete Sédon ein Fenster und fragte Fahrer Jojo: „Zieht’s?“ – Jojo: „Ja, schon.“ – Sédon: „Besser als Kotze im Genick!“ Überzeugendes Argument… 😉

Als wir in Freiburg ankamen, ging es Sédon schon wieder viel besser. Wir tuckerten durch die Innenstadt. In Freiburg muss man tuckern, weil da überall Blitzer stehen. Ohne größere Probleme fanden wir zum Keller 264. Dort standen wir jedoch vor verschlossenen Türen. Nach einigen Minuten gesellte sich LAZURIGHT-Gitarrist Hanni zu uns. Einige Zeit später trafen auch seine Kollegen und 264-Chef Ansgar ein. Letzterer wurde von einem Mitarbeiter des angrenzenden indischen Schnellrestaurants übelst beschimpft. Wir verstanden nicht ganz, wieso. Ansgar nahm es jedoch gelassen. Achselzuckend und grinsend stapften wir die Treppe zum Club hinunter.

Der Keller 264 ist eine interessante Location: Sehr verwinkelt, recht düster, unverkennbarer Gothic-Touch. Überall an den Wänden prangen schwarze Schmetterlinge. Vereinzelt sind geisterhafte Gesichter zu sehen. Es hängen Plakate aus, die zur Walpurgisnacht und anderen „dunklen Veranstaltungen“ einladen. An einer Stelle des Clubs steht ein gespenstisches Gestrüpp. Besonderes Gimmick: Am Tresen gibt’s nicht nur Getränke, sondern auch Friedhoflichter, die normalerweise auf Gräbern stehen! Auch wenn sich das alles ein bisschen klischeemäßig anhört, hat der Keller 264 definitiv Stil. Uns gefiel’s jedenfalls. Vor allem Sédon fühlte sich wohl.

Die Bühne war recht klein. Dennoch schafften wir es, unser Equipment zweckmäßig aufzubauen und trotzdem jedem Musiker ausreichend Platz zu lassen. LAZURIGHT checkten Sound. Wir waren positiv überrascht: Dafür, dass anlagentechnisch nicht viel zur Verfügung stand, war der Klang ziemlich gut. Ausgesprochen gut! Einziges Problem waren die lauten Becken, aber das bekamen die beiden Thomase durch Abkleben in den Griff. Auch wir checkten Sound.

Nach 21.00 Uhr kamen nach und nach Leute in den Club. Auf den Straßen Freiburgs war bereits die Hölle los. Wir wissen nicht, ob es in Freiburg viele Singles gibt, aber die Single Nacht fand großen Zuspruch. Die meisten Leute, die in den Keller 264 kamen, machten es sich erst mal am Tresen gemütlich und wurden sogleich von zwei freundlichen Damen in Engelskostümen umgarnt. Die weißen Gestalten wirkten in dem düsteren Gemäuer wie Fremdkörper. Zunächst wussten wir nicht so recht, was die Engel wollten. Wir vermuteten irgendeine Promotion-Aktion. Nippel ging zu einem der Gottesboten hin und ließ sich aufklären: In jedem Club, der an der Single-Nacht teilnahm, gab es solche Engel. Sie waren für Kuppelei zuständig und bemühten sich folglich um eine Annäherung der beiden Geschlechter. Für ihre Aufgabe hatten sie allerhand Tricks auf Lager. Beispielsweise wurden Männlein und Weiblich nicht selten mit Handschellen zusammengekettet und waren somit zu einer Konversation verdammt. „Witzige Idee“, meinte Nippel zu dem Engel und erklärte mit Fingerzeig auf seine hed bussierenden Bandkollegen, dass es bei COLESLAW nicht viel zu tun gibt. „Du kannst höchstens über kreuz verkuppeln!“ Lachend zog der strahlende Engel weiter… 🙂

Irgendwann hatten wir großen Hunger. LAZURIGHT-Drummer Thomas und Nippel gingen zu Club-Chef Ansgar. Dieser drückte uns eine Speisekarte von einem Pizza-Express in die Hand und meinte, wir sollen einfach auf seine Kosten bestellen. Gesagt, getan! Einige Zeit später wurden leckere Pizzen geliefert, welche wir mit Genuss verspeisten. Die waren nicht nur schmackhaft, sondern unglaublich preiswert: Eine Party-Pizza, an der locker 5 Leute essen konnten, kostete gerade mal 3 (!!!) Euro. Hat man da noch Worte? Man sollte es Hanni gleichtun und nach Freiburg ziehen… 😉

Gegen 22.45 war den endlich Live-Musik angesagt. Wir rockten mit „Air To Breathe“ los und waren überrascht: Die meisten Leute erhoben sich vom Tresen und begaben sich vor die Bühne. Damit hatten wir bei der Single Nacht nicht unbedingt gerechnet! Entsprechend groß war unsere Spielfreude. Vor allem Sédon präsentierte sich (nach zuletzt zwei schwachen Gigs) in Bestform und brachte fast jedes Fill-In absolut tight rüber. Jojo und Nippel zeigten sich ansagenfreudig und plauderten an den Mikros locker aus dem Nähkästchen. Nur zwischen den Songs, versteht sich! 😉 Wir waren von der Resonanz positiv überrascht und konnten den überwiegenden Teil der gut 50 Besucher auf unsere Seite ziehen. Diese Publikumsgunst nutzen wir natürlich, um auf unser Album hinzuweisen.

LAZURIGHT-Drummer Thomas stand während unserer Show am Mischpult und regelte den Gesang. Irgendwann fand er den Knopf für die Nebelmaschine. Zufälligerweise stand diese direkt hinter dem Gitarrenamp seines Kollegen Hanni und blies kräftig Nebel hinein. Hanni verkannte die Situation und blickte entsetzt auf seinen rauchenden Amp. Kurz bevor die Tränen aus seinen Augen schossen, fing Jojo auf der Bühne herzhaft an zu lachen. Da kapierte auch Hanni, was Sache war und sein entsetzter Blick wich großer Erleichterung! 🙂 [Dabei wäre ein Amp-Defekt für Hanni dank Crate-Endorsement nicht all zu schlimm gewesen, aber das nur am Rande.]

Wir rockten weiter und hatten viel Spaß. Ein schöner Gig! Lediglich die Zugabe-Rufe wollten am Ende nicht so richtig erschallen. LAZURIGHT-Frontmann Gerhard half dankenswerter Weise ein wenig nach und der Rest des Publikums stieg mit ein. Wir spielten also zwei weitere Songs und beendeten kurz vor Mitternacht zufrieden unseren Gig.

Im Anschluss bereiteten sich die Jungs von LAZURIGHT auf ihre Show vor. Jojo und Sédon freuten sich am Merchandise-Stand über einige verkaufte CDs und nette Gespräche mit Peter und Co. Nippel traf sich derweil mit einem alten Schulkameraden, zog mit ihm durch die Freiburger Straßen und lernte das dortige Nachtleben kennen.

Gegen 0.15 Uhr legten die Kollegen von LAZURIGHT los. Wiederum erhoben sich die Leute vom Tresen und begaben sich auf die Tanzfläche. Es waren sogar noch mehr, als bei unserer Show. Auch die Stimmung war vergleichbar gut. Wir lauschten dem Sound und bestellten währenddessen das eine oder andere Getränk am Tresen. Es war ein ausgesprochen schöner Abend.

Irgendwann nach der LAZURIGHT-Show traf auch Nippel wieder im Keller 264 ein und trank mit Drummer Thomas ein paar Jägermeister. Allgemein waren die LAZURIGHT-Jungs recht durstig. Es ist schon eine tolle Sache, wenn man einen Bandpapa wie Martin dabei hat, der nicht nur beim Auf- und Abbau mit anpackt, sondern auch als Busfahrer fungiert. Ein klasse Typ! 🙂

Jojo unterhielt sich eine ganze Weile mit dem sympathischen Club-Chef Ansgar. Einige Getränke später drehten wir eine Abschiedsrunde und beluden Jojos Auto. Hannis freundliches Übernachtungsangebot wurde ausgeschlagen und wir traten die Heimreise an.

Jojo bugsierte seine Kollegen und die beiden Mädels sicher über leere Straßen. Zeitweise schliefen alle. Alle außer Jojo, versteht sich. Eigentlich versuchen wir so was tunlichst zu vermeiden, denn als Fahrer ist man über wachhaltende Gespräche froh. Naja, aber manchmal greift die Müdigkeit halt um sich.

Kurz vor Krauchenwies fluchte Jojo und hielt an. Obwohl seine Mitfahrer wie gesagt alle schliefen oder zumindest dösten, wusste sofort jeder, was Sache war: Wir waren an einen Unfall herangefahren. Ein Ford Fiesta war in einer scharfen Linkskurve von der Fahrbahn abgekommen und hing wie ein Keil unter der Leitplanke. Wir stiegen aus und checkten die Lage. Trotz des mit Sicherheit heftigen Aufpralls, stiegen Gott sei Dank auch die Insassen des Unfall-Wagens aus. Zu unserem Erstaunen waren alle betrunken. Auch der Fahrer. Mannomann! Und wo kamen sie her? Aus dem Mengener M-Park. Alles klar…

Wir versuchten mit vereinten Kräften, den verkeilten Ford aus der Leitplanke rauszukriegen. Zunächst ohne Erfolg. Es rauchte und stank. Schreiner Sédon stemmte sich mit voller Kraft gegen das Fahrzeug und konnte es schließlich befreien. Der Unfall-Fahrer wollte zu unserem Entsetzen nach Villingen-Schwenningen weiterfahren. Dabei war es offensichtlich, dass hier ein Totalschaden vorlag. Jojo redete auf die Verunfallten ein und machte ihnen klar, dass eine Weiterfahrt viel zu riskant war und dass sie darüber hinaus eine Anzeige wegen Fahrerflucht riskieren würden. Schließlich war die Leitplanke deutlich demoliert. „Das zahlt die Versicherung, aber ihr müsst das melden!“, meinte auch Carina. Aus für uns unerfindlichen Gründen ärgerten sich die Verunfallten mehr über den finanziellen Schaden, als dass sie sich über ihr Glück im Unglück freuten: Hinter der Leitplanke wäre es steil abwärts gegangen…

Ein zufällig vorbeifahrender Krankenwagen wurde mit den Worten „Nein, wir brauchen keine Polizei!“ weitergeschickt. Schon klar, dass vor allem der Fahrer des Unfall-Wagens mit seinen „zwei, drei Bier“ im Blut (vielleicht waren es auch fünf oder sechs?) keine Polizei haben wollte. Im Laufe der Konversation fiel uns auf, dass er stark an der Hand blutete. Allerdings war sein Arm bereits komplett verbunden. Die Verletzung konnte also unmöglich von dem Autounfall stammen. Komisch. Vielleicht ein Schlägerei im M-Park oder so? Alles Spekulation. Wir wussten es nicht und fragten auch nicht weiter nach. Letzten Endes konnten wir die Verunfallten davon überzeugen, ihr Auto stehen zu lassen. Mit Nippels Handy wurde ein Abschleppdienst gerufen. Noch bevor dieser eintraf, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter.

Während der restlichen Heimfahrt diskutierten wir angeregt über den Unfall, über die beteiligten Personen und über Alkohol am Steuer. Dass man den M-Park-Sound mit 0,0 Promille nur schwer aushält, ist ja verständlich, aber als Fahrer sollte man sich halt dennoch zurückhalten! 😉

In diesem Sinne: Hört mehr Rockmusik und macht keine Scheiße!

Wir bedanken uns bei: Hanni, Pablo, Thomas, Gerhard, Martin und Anhang (vor allem für die Backline!), Ansgar uns seiner lässigen Belegschaft, dem Pizza-Service (Liefert ihr auch nach Bad Saulgau?), Moni und Carina.