05.10.2003

TOUR DIARY – 03.10.03 | RAVENSBURG, Metro, Alterna Palooza Festival

Über Michi Ehm – einen guten Freund von Nippel – sind wir zu diesem Auftritt gekommen. Neben uns sollten drei andere Bands, nämlich (INSERT COOL NAME), CABBAGE AND TURNIP sowie DEAD POETS ALIVE, spielen. Bereits einige Wochen vor dem Festival wurde ausgelost, welche Band wann spielt. Ironischerweise waren wir ganz am Schluss dran. So waren wir praktisch Headliner, obwohl wir die einzige Band waren, die in Ravensburg (fast) keiner kannte. Egal – wir fanden’s trotzdem erfreulich (auch wenn es das im Endeffekt nicht war, aber dazu später mehr…).

Am Tag der Deutschen „Einheit“ kurvten Sédon, Nippel und Jojo (mit Manne) bereits um 14.00 Uhr gen Ravensburg. Judith konnte nicht mit dabei sein, weil beim Alterna Palooza Festival (Wer um alles in der Welt ist bloß auf diesen Namen gekommen??) ausschließlich Eigenkompositionen gespielt werden sollten. Im Großen und Ganzen wurde das auch gemacht. Selbst unsere Setlist bestand über weite Strecken aus eigenen Stücken. Um eine Stunde Spielzeit zusammen zu bekommen, nahmen wir noch ein paar Covers von SILVERCHAIR hinzu. Zum einen, weil die Songs eher unbekannt sind und zum anderen, weil sie vom Stil her relativ gut zu unseren eigenen Songs passen.

Als wir nach kurzer Suche die (oder das??) „Metro“ gefunden hatten, waren neben den Organisatoren auch schon einige Mitglieder der anderen Bands da. Wir begrüßten Michi, wir begrüßten ein paar andere bekannte Gesichter und wir begrüßten auch ein paar Fremde, die bereits nach wenigen Minuten nicht mehr fremd waren. Nachdem alles aufgebaut war, kam der Soundcheck. Dieser war weniger von Bedeutung als sonst, da in dem relativ kleinen Raum, in dem die Bühne stand, kein Schlagzeug und auch keine Amps abgenommen wurden. Lediglich der Gesang wurde beim Soundcheck grob eingestellt.

Die Zeit bis zum Abend verbrachten wir mit Trinken, Essen, Labern, aber vor allem mit Ukulele spielen (Für alle Ungebildeten: Eine Ukulele ist eine kleine Gitarre mit lediglich vier Saiten. (Für alle Ungebildeten, die aufgrund von häufigem Fernsehen ungebildet sind: Ja, das ist so eine, wie der Stefan Raab hat!!)). Scheinbar gibt es in Ravensburg sogar noch mehr Ukulelen als Punker – nahezu jeder Gitarrist hatte eine dabei! Jojo, der selbst eine besitzt, zeigte Nippel, wie man sie spielt. Bereits nach wenigen Minuten intonierten die beiden „Summer of 69“ von Bryan Adams . Auch Sédon, der für einen Schlagzeuger übrigens erstaunlich gut Gitarre spielt, versuchte sich an einer der „Liliputaner-Klampfen“.

Als das irgendwann langweilig wurde, führten unsere Wege immer öfter in den Backstageraum, wo für jede Band ein Kasten Bier sowie ein Flasche Wodka und ein Tetrapack Orangensaft bereitstanden! Einmal mehr wurden uns die Vorteile einer Drei-Mann-Band klar. 🙂 Jeder Bierkasten war mit dem jeweiligen Bandnamen beschriftet, so dass klar war, wem was gehört. Dem Wodka lagen sogar Becher bei – ebenfalls beschriftet: Witzig war, als wir Sédons Becher mit der Aufschrift „Cedon“ erblickten… 🙂

Gegen Abend enterten Hausmeister Strauße, sowie unsere drei besseren Hälften (Anna, Hanna und Stann… ähm, Steffi) die Metro. Somit war unser Kasten Bier auch bald lehr. Wer von den vieren am meisten dafür verantwortlich war, ist uns ein nach wie vor ein Rätsel… 🙂

Zwischen 18 und 19.00 Uhr füllte sich der Schauplatz so langsam. Zu unserer Überraschung betrat auch Flori Reisch (unser Perkussionist bei der Tonkunst) den Raum. Er war zufällig von Freunden überredet worden, mit zu kommen. Als er erfuhr, dass unter anderem wir in der Metro spielen sollten, ging er sogar freiwillig mit… 🙂

Kurz nach 19.00 Uhr enterten (INSERT COOL NAME) die Bühne: In Schlafanzügen verkleidet wurde bei Kerzenlicht zunächst „Schlaf, Kindlein, schlaf“ intoniert. Wenige Sekunden später präsentierten die fünf einen Brachialsound, der noch am ehesten als New Metal einzuordnen ist. Jedenfalls traf New Metal eher zu als Punkrock (Frontmann Bene Luca hatte Nippel am Nachmittag erklärt, sie würden eine Art Punkrock spielen). Optisch war der Auftritt mehr als beeindruckend: Wie von Sinnen hüpften die beiden Gitarristen und der Bassist durch die Gegend, wobei sie sich dabei in bester Korn-Manier bis zum Boden bückten. Trotzdem spielten sie ihre Riffs noch ganz ordentlich, wenngleich letztere aufgrund der hohen Lautstärke des Schlagzeugs nicht immer optimal hörbar waren. Ein DJ sorgte während den recht einfallsreichen Riffs für Scratches. Was uns allerdings gar nicht überzeugte, war der „Gesang“: Bis zum Boden gebückt grölte Frontmann und Gitarrist Bene unverständliches Zeug in ein auf Kniehöhe (!!!) eingestelltes Mikro. Sowohl das Geschrei, als auch sein sonstiges Verhalten auf der Bühne war so gar nicht von dem sonst so ruhigen, fast schon schüchternen, Kerl zu erwarten.

Nach (INSERT COOL NAME) spielten CABBAGE AND TURNIP einen ihrer ersten Auftritte. Mit Michi Ehm am Bass präsentierten die vier ihre deutlich ruhigeren Eigenkompositionen. Bei einem Song kam sogar eine Saxophonistin zum Einsatz. Gegen Ende des halbstündigen Auftritts wurde ein kleines Spiel auf der Bühne veranstaltet, wobei unser Jojo natürlich mitspielte: Es ging darum, so schnell wie möglich eine Karotte zu essen, sowie eine Flasche Bier zu exen. Obwohl Jojo den Kürzeren zog, war er danach noch lustiger, als er eh schon war. Egal, denn vor uns waren ja noch die Jungs von DEAD POETS ALIVE dran:

Hinter ihrem sehr kreativen Bandnamen verbarg sich – man höre und staune – Punkrock. Neben ein paar 0815-Songs wurden auch einige wirklich überzeugende Stücke gespielt. Ein an die Sportfreunde Stiller erinnernder Coversong mit Keyboard gefiel uns am Besten. Die äußerst sympathischen Poets zeigten großes Interesse, einmal in der Bad Saulgauer Gegend zu spielen. Vielleicht wird ja irgendwann mal was draus…

Zu guter Letzt waren wir an der Reihe. Nach den Poets hatten die meisten den Raum aufgrund der unerträglich schlechten Luft verlassen. Erstaunlicherweise kamen viele wieder zurück, als wir anfingen zu spielen, obwohl uns die meisten mit Sicherheit nicht kannten. Zu unserer Freude kamen unsere Songs ganz gut an: Vor der Bühne bewegte man sich zum Sound und nach den Stücken gab’s ordentlich Applaus. Als wir knapp die Hälfte unseres Sets gespielt hatten, signalisierte uns plötzlich einer im Publikum, dass wir aufhören sollen. Wir spielten den angefangenen Song noch fertig und erfuhren danach, dass die Polizei wegen der Lärmbelästigung im Anmarsch war – und dabei war es erst halb elf! Tja, da hat sich wohl mal wieder jemand beschwert, der nix besseres zu tun hat. Während wir das Ganze relativ gelassen nahmen und unsere Instrumente ins Eck stellten, regten sich einige Zuschauer sowie die Organisatoren extrem auf. Klar war’s schade, denn es lief wirklich nicht schlecht für uns. Trotzdem braucht sich keiner zu entschuldigen, denn sooo furchtbar lang war unser Anfahrtsweg auch wieder nicht gewesen und außerdem konnte ja von den Organisatoren keiner was dafür. Ein Punker mit halbseitiger Glatze und rosaroten Haaren auf der anderen Seite meinte zu Jojo: „Spielt gefälligst weiter!“ – Jojo: „Würden wir ja gern, geht aber nicht!“ – Punker: „Und so was nennt sich Punkrock!“ – Jojo: „Nö, das ist eher Grunge!!“… 🙂

Nachdem die Anlage aus war, wurde von einigen Mitgliedern der anderen Bands ein kleines Ukulelen-Konzert gespielt, während Strauß mal wieder seine Biene-Maja-Nummer präsentierte.

Trotz dem blöden Ende hat sich der Abend aus unserer Sicht gelohnt. Vielleicht klappt’s ja mal wieder in Ravensburg…

Vielen Dank: Michi Ehm und allen anderen Organisatoren, Manne, Hausmeister Strauße, allen Zuhörern sowie den anderen Bands für ihre Freundlichkeit und ihr Interesse.