04.10.2004

TOUR DIARY – 02.10.04 | LAUPHEIM, Gartenheim, Kneipennacht

Aufgrund unseres Unfalls eine Woche zuvor, musste wir uns für unseren 60. Auftritt nach einem anderen Gefährt umsehen. So führten uns unsere Wege am 2. Oktober also zur Autovermietung Heinzelmann, wo wir einen Mercedes Vito mieteten und diesen dann vor dem Stinnes mit unserem Zeug voll räumten. Das Fahrzeug war wie gemacht dafür: Alles passte genau rein. Nix konnte verrutschen. Wir legten die neue PAPA ROACH-CD ein und düsten los…

In Laupheim angekommen hatten wir zunächst Probleme das „Gartenheim“ zu finden. Sédon wollte einen Passanten nach dem Weg fragen. Allerdings stotterte er ziemlich wirr daher, so dass der Passant der Ansicht war, eisan Done sei besoffen. Nach einer kurzen Irrfahrt standen wir schließlich vor dem Gartenheim. Sah von außen ziemlich trostlos aus. Es glich eher einem großen Wohnhaus als einer Wirtschaft und lag voll in der Pampa. Außerdem war es geschlossen und vom Wirt war weit und breit keine Spur.

Nach kurzer Wartezeit kurvte ein weiterer Mercedes Vito daher und ein glatzköpfiger Mann stieg aus. Der Chef das Gartenheims stellte sich als „Eckhard“ vor, was bei Nippel und Sédon sofort Gelächter hervor rief. In Anlehnung an den legendären Brösel-Film „Werner – Beinhart“ heiß es bei den beiden nun ständig: „Ääääckhaaaaard, die Russen sind im Kellääää!!“ Als das überhand nahm, versuchte Jojo seine kindsköpfigen Kollegen zur Vernunft zu bringen: „Jetzt herat mol auf! Was denkt denn der von uns??“ 🙂

Das Gartenheim war ziemlich riesig. Während Eckhard Tische und Stühle beiseite räumte, bauten wir unsere Anlage auf und checkten anschließend den Sound. Erstaunlicherweise klang unsere Anlage an diesem Tag so gut wie selten zuvor. Relativ schnell waren wir mit dem Sound zufrieden und ließen uns von Eckhards Belegschaft – drei netten Blondinen – bedienen. Nippel ging nach draußen und machte im Eingangsbereich Bekanntschaft mit Andi, der vor dem Gartenheim für den Verkauf von Eintrittsbändeln zuständig war. Er erklärte sich sofort dazu bereit, auch unsere CDs zu verchecken. War wirklich ein netter Kerl!

Als unser Auftritt näher rückte, gab es sogar was zu essen. Von dem üppigen und wohlschmeckenden Mahl gestärkt, warteten wir anschließend auf Gäste. Aber die kamen nicht! So schäkerten wir also mit der Belegschaft herum, bis sich schließlich doch ein paar Leute ins Gartenheim verirrten. Vor nicht viel mehr als zehn Gästen begannen wir unser Unplugged-Set. Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber trotz den wenigen Gästen legten wir an diesem Tag eine nie da gewesenen Spielfreude an den Tag. Vor allem als wir E-Gitarre und E-Bass einstöpselten, waren wir nicht mehr zu bremsen! Unsere unerklärlich gute Laune steckte an: Auch wenn der große Besucheransturm an diesem Abend ausblieb, wurden es mit der Zeit immer mehr Gäste – und die waren absolut begeistert!!

Vielleicht war es gerade der kleine Besucherrahmen, der diesen Abend so besonders machte: Nahezu jeder Gast, der das Gartenheim betrat, wurde von uns persönlich begrüßt: „Hallo!! Komm rein! Trink was!!“ Viele betraten darauf hin lachend den Gasthof und bleiben den ganzen Abend. Durch die persönliche Atmosphäre waren wir absolut locker und spielten wie entfesselt. Unsere Ansagen fielen ungewohnt lang und ausschweifend aus, doch unerklärlicherweise fand fast jeder Gast gefallen daran. Die Pausen zwischen unsere einzelnen Turns nutzen wir, um zu einzelnen Gästen an den Tisch zu sitzen und mit ihnen was zu trinken. So machten wir mit zig Leuten Bekanntschaft, die allesamt (!!!) nett waren. Unglaublich, aber wahr: Es sollte an diesem Abend kein einziges Arschloch aufkreuzen. Das gab es selten zuvor!! 🙂

Wir rockten was das Zeug hielt und machten schlichtweg was wir wollten – den Gästen gefiel es! Sédon spielte auf Wunsch ein Schlagzeug-Solo. Dank Funksender konnten Jojo und Nippel beim Spielen durch’s ganze Lokal rennen. Vor allem Nippel machte davon Gebrauch: Mal rannte er Bass spielend nach draußen, um nach Türsteher Andi zu sehen, mal setzte er sich zu Gästen an den Tisch und mal drehte er mitten im Song ein Runde durch die Küche und erfreute dort die arbeitende Gartenheim-Belegschaft. Jojo begrüßte eine Besucherin durchs Mikro wie folgt: „Hey du, kann es sein, dass wir uns kennen??“ Völlig perplex stand das Mädel in der Eingangstür und verneinte kopfschüttelnd. Jojo: „Doch, ich kenn dich! Du warst gestern beim Kieran Goss-Konzert hier in Laupheim! Wir waren da auch!!“ Erstaunt starrte sie uns an und erinnerte sich schließlich doch noch an unsere wunderhübschen Visagen. Auch Sonja (so hieß die Gute) nahm schließlich Platz und blieb den ganzen Abend…

Wir spielten und spielten – die mittlerweile knapp 40 anwesenden Gäste wollten uns nicht aufhören lassen. Bei „Forward“ lagen Jojo und Nippel rockend am Boden, Sédon trommelte außergewöhnlich lange Finishes und es war einfach nur herrlich! Also zumindest für uns!! Doch die wenigen Gäste waren ähnlicher Meinung: Zum einen sah man es an ihren Gesichtern, zum anderen wurde eine Zugabe nach der anderen verlangt und zu guter Letzt gab es in den Pausen sowie nach dem Spielen nur Lob zu hören! Besonders witzig war ein Gast, der uns während dem Auftritt einen Zettel vor die Füße legte. Aufschrift: „Ohne Witz!! Beschde Kapelle heit!“ Na wenn das mal kein Kompliment ist! Dankeschön!!

Gegen halb eins beendeten wir unseren Gig und setzten uns zu einer Gruppe von Gästen an den Tisch. Als nach und nach weitere Gäste ins Gartenheim kamen, wurde gut 20 Minuten nach unserem Auftritt nach weiteren Zugaben verlangt. Fest entschlossen unsere Instrumente nicht mehr anzurühren, verneinten wir. Doch sie sollten es dennoch schaffen: Auf einmal ertönten wieder einzelne „Zugabe!!“-Rufe bis schließlich das gesamte Lokal lautstark in den Sprechchor einstieg. Wir beratschlagten uns. Als Jojo nur aufstand verwandelten sich die „Zugabe!!“-Rufe in einen tosenden Applaus!! So spielten wir also drei weitere Unplugged-Songs. Dann war aber endgültig Schluss.

Nun gab es einen regelrechten Ansturm auf unsere CDs. Okay, „Ansturm“ ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Trotzdem schafften wir es an diesem Abend unglaubliche zwölf (!) CDs unters Volk zu bringen. Wenn man mal bedenkt, dass im Laufe des Abends insgesamt vielleicht 50 Leute im Gartenheim gewesen waren, dann war das absolut beachtlich. Prozentual gesehen mit Sicherheit unsere bis dato beste Quote! Sogar besser als bei unserer CD-Release (70 CDs auf 300 Leute)!!

Aber wir wollen diese Abend nicht an einer nüchternen CD-Verkaufs-Statistik fest machen. Es war einfach absolut geil im ziemlich leeren Gartenheim zu rocken! Vom Spielspaß her gesehen war dieser Auftritt mit Sicherheit einer der besten!! 🙂 🙂 🙂

Im Anschluss an unsere Extra-Zugabe setzten wir uns zu Sonja und ihren Kollegen an den Tisch und gaben Autogramme – wie große Rockstars das halt so machen. Mit Widmung und so. Gell, Sonja!! 😉

Als wir uns irgendwann so ziemlich von allen Gästen per Handshake verabschiedet hatten, bauten wir unser Anlage ab und schleppten sie nach draußen in den Vito. Zwei Betrunkene (freundliche Betrunkene!!) waren noch immer da. Einer freute sich wie ein kleines Kind und versuchte auf Jojos Klampfe „Smoke On The Water“ zu spielen. Als irgendwann auch diese beiden von Dannen zogen und wir unseren kompletten Ramsch im Bus hatten, verabschiedeten wir uns herzlich von den Blondinen, die uns während dem gesamten Abend so rührend bedient hatten. Anschließend setzten wir uns zu Eckhard an den Tisch und unterhielten uns. Er machte uns sogar noch Kaffee!! Nippel wollte natürlich keinen. Zu guter Letzt trugen wir uns noch ins Gästebuch des Hauses ein und fuhren zufrieden nach Hause…

Für einen absolut außergewöhnlichen Abend bedanken wir uns bei: Äääääckhaaaaard, den blonden Mädels hinterm Tresen, CD-Verkäufer Andi, der Autovermietung Heinzelmann, Norbert, Annika, ihrem polnischen Freund, Sonnenschein Sonja, Jojos Verwandtschaft und all den anderen Gästen, die diesen Abend so außergewöhnlich gemacht haben!